Solingen Land unter am Wipperkotten

Solingen · Es war eine Nacht, die die Einsatzkräfte in Atem gehalten hat. Wegen Dauerregens war der Pegel der Wupper und des Eschbachs bedrohlich angestiegen. Gestern Mittag folgte dann die Entwarnung.

Die Wassermassen schießen am Parkplatz der Wupperinsel in Unterburg vorbei. Nach dem Dauerregen der vergangenen Tage ist die Wupper zum breiten Fluss angeschwollen. Es fehlt nicht mehr viel, dann wäre der hintere Teil überflutet. Vorsorglich ist dieser Bereich gestern gesperrt geblieben.

Die Hochwassergefahr in Unterburg am Eschbach sowie am Wipperkotten hat die Feuerwehr in der Nacht in Atem gehalten. "Es ist eine Handbreit unter der Gefahrenschwelle geblieben", zog Dr. Ottmar Müller, stellvertretender Feuerwehr-Stadtdienstleiter, ein Fazit, als gestern Mittag Entwarnung gegeben werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt ist der Wupper-Pegel an der Unterburger Eschbach-Einmündung bereits wieder unter drei Meter gesunken.

In den Nachtstunden zuvor hatte dies ganz anders ausgesehen, als der Pegel mit 3,26 Metern seinen Höchststand erreicht hatte. Ein Übertreten des Eschbachs, der sich vor der Wupper zurückstaute, war nicht auszuschließen. Damit drohte Wasser die Straße zu überschwemmen und in die Häuser einzudringen. Deshalb löste die Feuerwehr gegen 2.45 die Sirenen aus, um die Unterburger zu warnen. Die Einsätzkräfte stellten Container mit Sandsäcken zum Schutz der Hauseingänge bereit. Heiko Kahlenberg, der den Weinkeller mit dem Café Alte Kunst auf der Wupperinsel betreibt, hat sich ebenso wie nebenan das Café Meyer an der Schloßberg- und viele Nachbarn an der Eschbachstraße vorsorglich mit Sandsäcken versorgt.

Dass diese gebraucht werden, erwarteten die Unterburger gestern Morgen nicht. Sie leben seit je her mit dem Eschbach in seinem schmalen Bett. Gestern zeigten sie sich entsprechend gelassen, weil unter den Brücken noch genügend Platz blieb. Damit war ein Aufstauen des Wassers nicht zu befürchten. "Das haben wir schon anders erlebt", erinnerte der Unterburger Hans-Gerd Rudolph an das Hochwasser vor einigen Jahren mit der Überflutung der Straße. Diesmal bestehe keine Gefahr. Das sei nicht so kritisch, sagte er, während er den Eschbach in Augenschein nahm. Ein Problem der Fachwerkhäuser war dennoch aufsteigendes Grundwasser in den Kellern.

In der Schleiferei des Wipperkottens hätte es durchaus kritisch werden können. Wäre das Wasser nur ein, zwei Zentimeter höher gestiegen, wäre es über den Dürpel in den Getrieberaum geströmt. Schon gegen 1.30 Uhr in der Nacht hatte die Feuerwehr eine Pumpe aufgestellt und gefüllte Sandsäcke vor den Kotten-Gebäuden platziert. Dass dennoch Stein- und Kammrad sowie die beiden Stirnräder jeweils zur Hälfte wegen aufsteigenden Grundwassers in einer dunklen Brühe standen, konnten die Einsatzkräfte nicht verhindern.

Reinhard Schrage und Ralf Jahn vom Förderverein sicherten in Windeseile die ledernen Transmissions-Riemen der hölzernen Getriebe-Räder. Der Rest ist Warten, bis das Wasser versickert und vor allem alles abgetrocknet ist. Das kann Wochen dauern. "Wir haben den Betrieb bis auf Weiteres eingestellt." Im Moment laufe das Wasser ein bisschen ab, schilderten sie. Derweil haben sich die Auen-Wiesen am Wipperkotten in eine Seenlandschaft verwandelt. Das Wehr, über das die Wassermassen schießen, ist nur noch zu erahnen.

Bei diesem Wasserstand ist man am Wipperkotten jedenfalls in erhöhter Wachsamkeit. Viola Rodenkirchen, die mit ihrer Familie einen Teil des Kottens bewohnt, berichtete: "Wir schlafen nur in Schichten".

(tws)
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