Solingen Kunst, Licht und volle Läden in Wald

Solingen · Clownerie, Musik und märchenhafte Figuren beeindruckten die Gäste von "Wald leuchtet". Im Kern des Stadtteils begrüßten zudem offene Geschäfte ihre Kunden.

Das hatte sich Sabrina wohl ganz anders vorgestellt: Eigentlich hatte sie ihren Begleiter Stefan als Assistenten aus dem Publikum für die Aufführung von Gaukler Tamino vorgeschlagen. Doch statt seiner wählte der mittelalterlich gewandete Künstler die junge Frau selbst als Kandidatin aus. Umringt von vielen Schaulustigen vor dem hell erleuchteten Eckhaus an der Stresemannstraße ließ sich Sabrina auf einer schwarzen Decke nieder, während der Gaukler mit hölzernen Keulen jonglierend o-beinig über sie hinweg lief. Doch damit nicht genug: Das gleiche Kunststück vollführte der fröhliche Gaukler wenig später auch mit furchterregend aussehenden Messern. "Keine Angst", versicherte er der Kandidatin verschmitzt, "mir ist dabei noch nie etwas passiert." Zum siebten Mal lud am Freitagabend "Wald leuchtet" zu einem besonderen Streifzug durch den Stadtteil ein - mit teils humorvollen und teils geheimnisvoll anmutenden Darbietungen, allerlei Gaumenfreuden und geschmückten, offenen Geschäften.

Tausende Solinger verwandelten die Friedrich-Ebert-Straße auf dem Abschnitt zwischen evangelischer Kirche und Walder Stadtsaal zeitweilig in eine regelrechte Fußgängerzone, wandelten von einem festlich geschmückten Ladenlokal zum nächsten oder trafen sich unter den diversen Zelten und Pavillons auf dem Bürgersteig mit Freunden. Die Betreiber des neu eröffneten italienischen Feinkosthauses "La Putia" etwa hatten im Freien einen Grill aufgebaut, vor anderen Geschäften flackerte gemütlich das Feuer von Fackeln oder Laternen. "Das Ereignis hat auf jeden Fall eine Aufwertung des Stadtteils mit sich gebracht", lobte Besucher Silas Robke, während er mit seinem zweijährigen Sohn von der Kirchtreppe aus beobachtete, wie die in bunte Kostüme gehüllten Stelzengänger "Pantao" vorbeizogen. "Das war sehr eindrucksvoll", sagte der Familienvater.

Nur wenige Meter weiter heizte das Trio "The Bombastics" der dicht gedrängt stehenden Menge auf dem Kirchplatz mit Akkordeon, Mini-Gitarre und Kontrabass ein, während die Kinder auf der Wiese mit ihren Leuchtstäben "Musketiere" spielten. Für Furore sorgten aber auch die "Bike Babes" mit ihrer Darbietung auf einer skurrilen Mischung aus Fahrrad und Flugobjekt, der Künstler Jaap Slagman als "lebendes Gemälde" oder der fliegende Händler Giovanni Gassenhauer. Beide Walder Kirchen beteiligten sich mit Konzerten am Programm. Der Nachtwächter der Bürgergilde durchstreifte den Stadtteil und die Einzelhändler freuten sich über viele Kunden.

"Es ist klasse, was in den Läden passiert", sagte Peter Wirtz, Leiter der Friedrich-Albert-Lange-Gesamtschule und der Walder Theatertage in Anspielung auf das bunte Programm, das die Händler auch in ihren Ladenlokalen anboten - vom Poetry-Slam bis zur Live-Musik. Letzteres gab es unter anderem im Café Finkhäuser. Auf dessen Außenterrasse genoss Roswitha Hüllstrunk mit Freunden die Atmosphäre in der belebten Walder Innenstadt.

"Wir sind schon einmal die ganze Strecke abgegangen und haben uns vieles angesehen", erzählte die Besucherin und resümierte: "Es kann keiner sagen, in Solingen sei nichts los."

Übrigens: Für Sabrina endete die Messer-Jonglage mit anerkennenden Worten des Gauklers und dem herzlichen Applaus des Publikums.

(ied)
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