Solingen Künstler pflanzt mit Schülern ein lebendiges Denkmal

Solingen · Manchmal ist die besondere Bedeutung eines Kunstwerkes auf den ersten Blick kaum zu erkennen.

Wer etwa gestern Nachmittag am Gelände des Kunstmuseums mit dem neu eröffneten Zentrum für verfolgte Künste vorbeikam, wird wohl zunächst an eine simple gärtnerische Maßnahme gedacht haben: Schüler des Humboldtgymnasiums hoben mit dem Spaten zwei Erdkuhlen aus, in die der polnische Künstler Lukasz Surowiec zwei Birken einpflanzte. Entscheidend war jedoch die Herkunft der jungen Bäume aus einem Ort, der als Inbegriff des Völkermordes gilt: Gekeimt hatten sie auf dem Boden hinter dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.

"An der Stelle hatte man die Asche der Ermordeten ausgeschüttet", erklärte Jürgen Kaumkötter, Kurator des Zentrums für verfolgte Künste. Somit trügen die Birken gleichzeitig den Tod und das Leben in sich. "Diese Bäume werden groß werden und uns alle überleben", betonte Kaumkötter.

Die Kunstaktion am ersten Tag, an dem das Zentrum offiziell für Besucher geöffnet war, knüpfte an das Projekt an, mit dem der 30-jährige Surowiec bereits im Zuge der Berlin Biennale 2012 für Aufsehen gesorgt hatte: Damals hatte er mehrere hundert Birken aus Auschwitz nach Berlin gebracht und an verschiedenen Orten eingepflanzt. Als eine Art lebendiges Mahnmal, passend zum Charakter der Ausstellung im früheren Gräfrather Rathaus, sollen die Bäume nun auf der Wiesenfläche an der Wuppertaler Straße wachsen. Im Anschluss an die Pflanzaktion führte Kaumkötter die Schüler durch die Einrichtung. "Wir haben im Vorfeld anhand von Broschüren und Filmen einiges über die Ausstellung und auch über Lukasz Surowiec erfahren", erzählte die Schülerin Caroline Müller-Kirschbaum (15). Wie die 18 beteiligten Mitschüler gehört sie dem Einführungskurs für katholische Religion aus der 10. Jahrgangsstufe an. "Unsere Schule unterhält eine fruchtbare Kooperation mit dem Kunstmuseum", erklärte Lehrerin Michaela Schmitz und lobte ihre Schüler: "Das sind hoch engagierte junge Menschen."

(ied)
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