Solingen Kohlfurth: Metalldiebe schlagen erneut zu

Solingen · Zum dritten Mal in kurzer Zeit haben Täter die Strecke der Bergischen Museumsbahnen heimgesucht. Zwar wurden die Diebe gestört und flohen ohne Beute. Der Schaden liegt aber wieder bei 50.000 Euro. Saisonstart 2016 ist gefährdet.

 Sascha Odendahl und Jörg Rudat inspizierten die Strecke auf Schäden. Die Diebe hatten das Kabel zerschnitten und zu Rollen zusammengebunden.

Sascha Odendahl und Jörg Rudat inspizierten die Strecke auf Schäden. Die Diebe hatten das Kabel zerschnitten und zu Rollen zusammengebunden.

Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)

Der Schock sitzt tief bei den Bergischen Museumsbahnen. Nachdem die freiwilligen Helfer des Vereins bereits im September und November zweimal Opfer von Metalldieben wurden, haben unbekannte Täter nun erneut zugeschlagen. In der Nacht zu Montag rissen Kriminelle die Oberleitung der historischen Straßenbahn zwischen der Kohlfurth und Wuppertal-Cronenberg auf einer Strecke von 700 Metern herunter.

 Mit einem mobilen Längenmesser wurde der betroffene Streckenabschnitt abgemessen.

Mit einem mobilen Längenmesser wurde der betroffene Streckenabschnitt abgemessen.

Foto: Köhlen (2)

Zwar schafften es die Diebe nicht mehr, das schon zu etwa 15 Rollen zusammengefügte Kupfersilberkabel mit einem Gewicht von 700 Kilogramm abzutransportieren, da sie vorher gestört wurden. Dennoch ist die Zerstörung, die die Täter anrichteten, beträchtlich. Die Bergischen Museumsbahnen schätzten den Schaden gestern auf rund 50.000 Euro, so dass sich der Verlust, der durch Metalldiebstähle in den zurückliegenden Monaten entstand, auf inzwischen 100.000 Euro summiert.

Für den Verein ein Betrag, der aus eigener Kraft nicht mehr zu stemmen ist und die Zukunft der Bergischen Museumsbahnen unsicherer denn je macht. "Der neuerliche Diebstahl ist ein schwerer Schlag für uns. Wir wissen noch überhaupt nicht, ob wir den fahrplanmäßigen Betrieb - wie eigentlich geplant - im April wieder aufnehmen können", sagte der stellvertretende Vereinsvorsitzende Jörg Rudat unserer Redaktion.

Unterdessen setzte das zuständige Kriminalkommissariat die bereits in der Nacht begonnenen Ermittlungen fort. Der erste Alarm hatte die Leitstelle der Polizei am Sonntagabend um genau 23.20 Uhr erreicht. Ein Nachbar der Bahnstrecke war zuvor durch die lauten Geräusche eines Metallschneiders aufgeschreckt und hatte die Beamten informiert.

Diese setzten sich umgehend mit mehreren Einsatzfahrzeugen über die L 74 aus Wuppertal kommend in Bewegung. Doch als die Polizisten wenige Minuten später die tief im Wald gelegene Bahnstrecke erreichten, fehlte von den Tätern schon jede Spur.

Zwischenzeitlich überlegte die Einsatzleitung, einen Polizeihubschrauber für die Fahndung nach den Metalldieben einzusetzen. "Aber der Helikopter befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem anderen Einsatz", sagte später eine Polizeisprecherin. Den Beamten vor Ort blieb somit zunächst nichts weiter, als Spuren am Tatort zu untersuchen. "Es ist noch unklar, ob es sich bei dem jüngsten Fall um die selben Täter wie im September und November handelt", hieß es gestern Mittag vonseiten der Polizei zum Stand der Ermittlungen.

Etwa zeitgleich begannen bei den Bergischen Museumsbahnen die Aufräumarbeiten. Vizevorsitzender Rudat und Sascha Odendahl vom Technischen Dienst des Vereins gingen den betroffenen Streckenabschnitt rund um den Haltepunkt Friedrichshammer noch einmal in Gänze ab, nachdem Vereinschef Michael Schumann bereits in der Nacht eine erste Schadensaufnahme vorgenommen hatte.

"Es sind auch Abspannungen und Isolatoren zerstört. Viele Teile stammen aus den 50er Jahren und sind heute nur schwer zu bekommen", zog Jörg Rudat nach dem Inspektionsgang eine erste Bilanz. Er schätzt, dass die Reparatur Monate dauern wird. "Wir werden aber alles dafür tun, um im Frühjahr wieder zu starten", betonte Rudat, der sich bei der Polizei für die geleistete Arbeit bedankte. "Dadurch, dass die Beamten bereits in der Tatnacht die Oberleitung einsammelten, wurde ein noch größerer Schaden verhindert", sagte der Vizevorsitzende des Vereins.

Dabei ist die Materialwiederbeschaffung nur ein Problem. Wie berichtet planen die Museumsbahnen für die Zukunft die Sicherung der mehrere Kilometer langen Strecke vor Dieben mit Schwachstrom. "Würde sich dann jemand an der Oberleitung zu schaffen machen, würde dies Alarm auslösen", beschrieb Jörg Rudat die Funktionsweise eines solchen Systems.

Unterstützung bekam der Verein gestern aus der Politik. Bundestagsabgeordneter Jürgen Hardt (CDU) schlug eine Absicherung mit sogenannter künstlicher DNA vor (siehe Infokasten). Er kündigte an, sich bei der Bahn AG für eine Unterstützung des Museumsvereins einzusetzen.

(or)
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