Solingen Klinikum arbeitet an erster Solinger Piercing-Studie

Solingen · Piercing und Bodymodifikationen stehen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen hoch im Kurs. Der Körperschmuck wird bevorzugt am Ohr, an der Nase, Zunge oder Lippe und an den Augenbrauen eingesetzt.

Auch Bauchnabel, Brustwarzen und der Genitalbereich sind beliebte Stellen für Piercing. Was der Verschönerung dienen soll, kann allerdings zu schweren Komplikationen führen.

"Die Körpermodifikationen werden größtenteils durch medizinische Laien durchgeführt und unterliegen somit nicht zwingend medizinischen Standards", erklärt Professor Dr. Andreas Sesterhenn. Der Chefarzt der Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie und sein Team am Städtischen Klinikum werden inzwischen immer öfter mit chronischen Wundinfektionen, Allergien, Nervenverletzungen und Muskelschäden konfrontiert, die ursächlich auf solche Körpermanipulationen zurückzuführen sind.

Auch Hausärzte, Gynäkologen, Urologen und Dermatologen wissen von Komplikationen nach Piercing zu berichten. Erstmalig rückte daher das Thema in den Fokus einer medizinischen Fachveranstaltung, zu der die HNO-Klinik im städtischen Klinikum niedergelassene Spezialisten und Ärzte anderer Krankenhäuser eingeladen hatte. Als Referenten waren unter anderem Professor Dr. Benedikt Folz und Linus Schütte nach Solingen gekommen. Professor Folz leitet die Klinik für HNO-Heilkunde in der Karl-Hansen-Klinik in Bad Lipp-springe und verfügt über eine 20-jährige Erfahrung in der Behandlung von Piercing-Komplikationen. Linus Schütte ist ein professioneller Piercer. Sein Spezialgebiet ist die Vorbereitung von Mitarbeitern in medizinischen Einrichtungen auf den Umgang mit diesem Körperschmuck.

Auf die urologischen beziehungsweise gynäkologischen Fragestellungen gingen die Chefärzte der beiden Fachabteilungen des Klinikums ein, Professor Dr. Markus Heuser und Dr. Sebastian Hentsch ein. Julia Nickel, Assistenzärztin in der Klinik von Professor Dr. Sesterhenn, stellte die Ansätze der ersten "Solinger Piercing-Studie" vor, an der sie derzeit im Rahmen ihrer Dissertation arbeitet. Piercing kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen. Das verwendete Material und die Lokalisation des Schmuckteils spielen eine wichtige Rolle.

Ausschlaggebend für einen möglichst komplikationslosen Effekt nach der Modifikation sind auch die Erfahrung des Piercers, die hygienischen Bedingungen und die Nachsorge.

(red)
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