Solingen Kissel: Beisetzung unter Polizeischutz

Solingen · Zur Beisetzung des umstrittenen Bauunternehmers Günther Kissel auf dem Friedhof Grünbaumstraße warenneben mehr als 500 Trauergästen auch 30 Polizisten anwesend. Es gab keine Zwischenfälle.

Solingens Polizeichef Rainer Diett setzte auf den "Respekt vor einem Toten", und er sollte nicht enttäuscht werden. Die Beisetzung des wegen seiner rechtsextremen Einstellung zeitlebens umstrittenen Bauunternehmers Günther Kissel verlief ohne Störungen. Mehr als 500 Trauergäste waren in die Dorper Kirche gekommen, rund 30 Polizeibeamte beobachteten die Veranstaltung, waren in erster Linie aber auch mit verkehrslenkenden Maßnahmen beschäftigt. Denn für den nicht enden wollenden Trauerzug von der Kirche bis zum Friedhof wurde die Grünbaumstraße vorübergehend für Fahrzeuge gesperrt.

Senioren kamen mit Bussen

Mit zwei Wiedenhoff-Bussen waren die Bewohner der von Kissel gebauten Seniorenwohnanlagen in Solingen, Merscheid und Ohligs zur Trauerfeier gebracht worden. Unter den Trauergästen befanden sich neben Familienangehörigen und Kissel-Mitarbeitern unter anderem auch Unternehmer Siegfried Lapawa, der ehemalige Staatssekretär im Verteidigungsministerium Bernd Wilz, eine Abordnung der Marinekameradschaft, der ehemalige DGB-Vorsitzende Erich Arndt, der Vorsitzende des bergischen Männerchores, Jürgen Gerhards, die Sparkassen-Direktoren Harald Samorey und Lothar Heinemann und die CDU-Politiker Eva Nagy und Falk Dornseifer sowie die Wirtschaftsförderer Frank Balkenhol und Bernd Clemens.

In seiner Traueransprache ließ Pfarrer Helmut Spengler neben vielen persönlichen Stationen aus dem Leben des Unternehmers auch dessen politische Einstellung nicht außen vor. Er versuchte zu erklären, dass Günther Kissels Erlebnisse im Krieg und die spätere Erfahrung, "dass Soldaten für ihren Gehorsam kritisiert wurden", als Grundstein zu sehen sei für seine Einstellung, die damit jedoch in keiner Weise zu rechtfertigen sei.

Kissel, der Mitglied der rechtsextremen Vereinigung Pro NRW war und den Holocaust bis zuletzt geleugnet hatte, wurde von Helmut Spengler aber auch wegen seiner unternehmerischen Verdienste gewürdigt. Sohn Gunnar Kissel zitierte aus einer Rede zum 65. Geburtstag seines Vaters, in dem ein Freund ihn als Menschen geschildert hatte, "der von seinem Vaterland nicht lassen wollte".

Nicht zum Richter aufspielen

Helmut Spengler sprach von berechtigter Kritik, die Kissels Äußerungen hervorriefen, er mahnte aber auch, man solle sich in der Stunde des Todes nicht zum Richter aufspielen über einen Mann, der auch für sein soziales Engagement bekannt gewesen sei. Die Renovierung der Dorper Kirche, die Günther Kissels Vater erbaut hatte, sei ohne seine großzügige Spende nicht denkbar gewesen.

(RP)
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