Solingen Kammermusik der feinsten Art

Solingen · Beim fünften Konzert der Bergischen Symphoniker erklangen im Kunstmuseum vier Meisterwerke Mozarts.

Mozart - Wunderkind, Genie, Musik-Magier. Mit 17 zaubert er während einer Italienreise mit dem Papa ein Streichquartett binnen weniger Tage fast aus der Westentasche. "Der Wolfgang befindet sich auch wohl, schreibt eben für die lange Weile ein Quattro", schrieb Vater Mozart aus Südtirol nach Hause. "Das war ein Frühwerk und doch schon ein Geniestreich", klärte Cellist Christian Kircher das Publikum im Kunstmuseum auf, das in großer Zahl am Sonntagabend erschienen war, um wieder mal Mozart zu erleben. Gemeinsam mit Alexei Silbert (Violine), Alex Piastro (Violine), Johanna Seffen (Viola) und der Pianistin Silke Avenhaus unternahm Kircher eine Mozart-Tour de Force, die es in sich hatte - und zeigte, was man beim Genius Mozart noch alles entdecken kann.

Und man durfte erleben, wie sehr seine Musik ihre Interpreten immer wieder neu inspiriert. Das Programm schlug einen Bogen vom Frühwerk bis zum späten Mozart, der mit einer Expressivität aufwarten kann, die die Wiener Klassik überwindet und die Tore zur Romantik aufstößt. Insgesamt vier Werke waren zu hören. Jedes für sich bestach durch lupenreine, sauber und klar intonierte, kompakt dargebotene, konzentrierte, gut abgestimmte Ensemblearbeit auf höchstem Niveau. Dynamik, Artikulation, Stimmführung - all dies stimmte und brachte, im Verbund mit der souveränen Technik, die formale Strahlkraft der Mozartschen Musik authentisch zu Gehör.

Als liebenswürdig-verspieltes Allegretto floss der erste Satz des C-Dur-Quartetts mit Eleganz dahin, ohne aufgesetztes Pathos, zeigte Feinheiten auf, bereitete das Andante vor, das mit Ernst vorgetragen wurde und in ein temperamentvolles, nicht zu rasch genommenes Presto mündete. Beim Klavierkonzert Nr. 12 A-Dur in der Fassung für Klavier und Streichquartett erwies sich Silke Avenhaus als Interpretin, die in Mozarts Welt wie in keiner anderen zuhause ist. Die Feinheit ihres Anschlags, ihr sorgsam abgezirkeltes dynamisches Spiel, ihre perfekte Balance von Inspiration und formaler Strenge und ihre souveräne Technik machten alle drei Sätze zum Erlebnis. Da gemahnten die perlenden Läufe des ersten Satzes an die Virtuosität der Chopinschen Konzerte, zu denen das Ensemble Akzente orchestraler Kraft setzte. Die klangvolle Kadenz wartete mit reizvollen Modulationen auf. Im zweiten Satz stimmten Klavier und Ensemble ein filigranes Zwiegespräch an, um im Finale eine fast sinfonische Dramaturgie zu entwickeln, die vergessen ließ, dass man gerade "nur" eine Kammermusikfassung hörte.

Nach der Pause lotete Silke Avenhaus mit der Fantasie d-moll die abgründige Seite der Mozartschen Seele mit feinfühligem rubato sensitiv aus, und schließlich durfte man mit dem Klavierquartett g-moll KV 478 eines der stärksten Reifewerke des Meisters erleben: hochkomplex, schwer zu spielen, ein kammermusikalisches Kabinettstück. Stark der erste Satz mit seinem expressiven, kraftvoll genommenen Hauptthema, das den Satz dominierte, zum Piano wechselte und in eine komplexe Durchführung und virtuose Coda mündete - überzeugend auch das Andante mit innigem Klavier-Streicher-Dialog und das tänzerisch-beschwingte Rondo mit dynamischen Kontrasten und sattem, rundem Finale. Das war ein Kammermusikabend der feinsten Art, einer der besten seit langem.

(RP)
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