Solingen Kaiserin von Russland hält Hof im Museum

Solingen · Das Fest im Klingenmuseum stand gestern unter dem Motto: "Wir Katharina die Zweyte Kaiserin und Selbstherrscherin aller Preußen".

 Die Gäste bestaunten auch höfische Gesellschaftstänze des 18. Jahrhunderts in Rokoko-Kostümen.

Die Gäste bestaunten auch höfische Gesellschaftstänze des 18. Jahrhunderts in Rokoko-Kostümen.

Foto: Mak

Der ohrenbetäubende Knall fuhr den Zuhörern durch Mark und Bein. Anschließend legte sich eine weiße Wolke über den Museumshof. Dort hatten die Streitkräfte der kaiserlich russischen Marine, oder vielmehr die Darsteller derselben, schwere Geschütze aufgefahren, Musketensalven abgefeuert und schließlich die Kanone gezündet. Die Militärvorführungen gehörten gestern zu den Höhepunkten des Museumsfestes im Deutschen Klingenmuseum. Das stand wieder einmal im Zeichen schillernder historischer Figuren: Nach Friedrich dem Großen, Napoleon und Elisabeth I. gab sich diesmal Katharina II., genannt die Große, die Ehre.

Organisator Dr. Achim Stanneck und seine Mitstreiter versetzten die Gäste, die freien Eintritt hatten, ins St. Petersburg des 18. Jahrhunderts. Im Stiftersaal im Erdgeschoss klirrten unter den gebannten Blicken der Besucher Säbel und Degen, und im Obergeschoss baten Darsteller in Rokoko-Kostümen zum höfischen Tanz - alles unter Beobachtung der Preußin, die nach dem Staatsstreich gegen ihren Ehemann Zar Peter III., von 1762 bis 1796 über Russland geherrscht hatte. Kaum von ihrer Seite wich dabei Graf Grigori Potjomkin, der als Feldherr und Liebhaber der Kaiserin bekannt wurde. Wer von der Epoche fasziniert ist, kam angesichts der Detailtreue der gesamten Ausstattung voll auf seine Kosten. Die reichte bis zu den edlen Tropfen am Hof: Sogar den Krönungswodka Peters des Großen, Großvater von Katharinas Ehemann, konnten die Gäste probieren.

Stark umlagert von Besuchern war am Sonntag auch der Wagen der Mäusefrau Magalie Souris alias Myriam Siegler. Beim Mäuseroulette setzte jeder Teilnehmer eine Münze auf das Miniaturgebäude, in das ein kleiner Nager hineinschlüpfte. Der vierjährige Lasse und seine Schwester Lotta (7) tippten auf die Taverne - und lagen nur knapp daneben. Das störte sie jedoch nicht weiter: "Hier ist alles schön", befanden die Kinder, die mit Tante Julia Kranick und deren Freund Tim Hausmann ins Klingenmuseum gekommen waren. "Vor allem die Schwerter haben mir gut gefallen", fügte Lasse an. "Das ist sehr gut gemacht, und gerade für Kinder gibt es sehr viel zu sehen", sagte Hausmann. Einen Impuls zu setzen, neue Besucher zu gewinnen und für die Exponate zu begeistern, ist ein wichtiges Ziel des Museumsfestes. Insbesondere Familien mit Kindern strömten in großen Scharen in die Einrichtung. Franz Haug vom Verein Freunde und Förderer des Deutschen Klingenmuseums, bekräftigte: "Solch ein Fest gibt es in dieser Form nur hier."

Schon am Vorabend hatte der Förderverein zum Gesellschaftsabend eingeladen: 64 angemeldete Gäste tanzten beim "Frühlingsball zu Ehren Ihrer Kaiserlichen Majestät Katharina II. Von Russland", lauschten russischer Musik und genossen Speisen nach Originalrezepten.

(ied)
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