Solingen Junger Syrer baut sich eine Zukunft auf

Solingen · Vor rund zwei Jahren hat Ammar Dahrouj sein Heimatland verlassen müssen und ist letztlich in der Klingenstadt angekommen. Hier will er sich ein neues Leben aufbauen und erlernt nun den Beruf des Elektrotechnikers.

 Oberbürgermeister Tim Kurzbach (l.) und Christoph Dorenbeck (r.), Ausbildungsleiter bei den Technischen Betrieben, freuen sich, dass Ammar Dahrouj nun eine Ausbildung zum Elektrotechniker beginnt.

Oberbürgermeister Tim Kurzbach (l.) und Christoph Dorenbeck (r.), Ausbildungsleiter bei den Technischen Betrieben, freuen sich, dass Ammar Dahrouj nun eine Ausbildung zum Elektrotechniker beginnt.

Foto: Peter Meuter

Ammar Dahrouj ist jetzt seit gut zwei Jahren in Solingen. Der 21-Jährige stammt aus der Nähe von Damaskus in Syrien. Er flüchtete wie viele seiner Landsleute und war schließlich über Dortmund in die Klingenstadt gekommen. Der junge Mann absolvierte erfolgreich einen Deutschkurs und freut sich darauf, nach der bereits laufenden Einstiegsqualifizierung in der Berufsschule im Sommer 2018 eine Ausbildung zum Elektrotechniker bei den Technischen Betrieben Solingen (TBS) aufzunehmen.

"Ich möchte mir in Solingen eine Zukunft aufbauen", sagte Ammar Dahrouj gestern bei einem Mediengespräch im TBS-Standort an der Gottlieb-Heinrich-Straße in Wald. Läuft alles nach Plan, dann hat Dahrouj die Ausbildung nach dreieinhalb Jahren geschafft. Er weiß: "Neben dem Erlernen der deutschen Sprache ist eine gute berufliche Ausbildung wichtig."

Das sieht auch Mike Häusgen so. Der Leiter des kommunalen Jobcenters sieht derzeit eine große Bereitschaft bei den Flüchtlingen, die deutsche Sprache zu erlernen. "Die Nachfrage ist höher, als Plätze vorhanden sind", sagte Häusgen mit Blick auf aktuell mehr als 400 Flüchtlinge, die einen Sprachkurs besuchen. Ziel sei es, möglichst viele Flüchtlinge "in den ersten Arbeitsmarkt und nicht in klassische Helferjobs" zu vermitteln.

Eine Quote von 70 Prozent schwebt Häusgen hier vor. Ammar Dahrouj ist zuversichtlich, nach der Ausbildung eine gute Arbeitsstelle zu finden und sich in Solingen eine Existenz aufzubauen. "Ich habe viele Freunde gefunden und wurde von einer Patin betreut", sagte der 21-Jährige. Seine Eltern und Geschwister, die Syrien ebenfalls im Zuge des dortigen Kriegs verlassen haben, leben in den Niederlanden. "Wir besuchen uns regelmäßig. Ich will es aber hier schaffen", so Dahrouj.

Das freut Oberbürgermeister Tim Kurzbach. Er zeigt sich immer noch beeindruckt von der großen Hilfsbereitschaft der Solinger, seit vor zwei Jahren viele Flüchtlinge in der Stadt angekommen sind. "Ich bin stolz darauf, dass Solingen bei dieser großen Herausforderung fast 3000 Menschen aufgenommen hat", sagte der Verwaltungschef und ergänzte: "Das Integrationsprojekt ist aber lange noch nicht abgeschlossen." Neben der Arbeit der städtischen Mitarbeiter lobte Kurzbach insbesondere das Engagement vieler Ehrenamtlicher in der Stadtgesellschaft, die freiwillig mit anpacken. "Sonst würde es nicht gehen", erklärte der Oberbürgermeister.

Kurzbach sprach sich mit Blick auf die Flüchtlinge beziehungsweise Neubürger von Solingen klar für eine Familienzusammenführung aus. "Wir dürfen Familien nicht zerreißen", sagt der Oberbürgermeister, der in Richtung Berlin appelliert, hier endlich klare Strukturen zu schaffen. "Natürlich läuft nicht alles gut", räumte Kurzbach ein, "aber wir dürfen auch sagen, wo es gut läuft". Kein Neubürger von Solingen nehme im Übrigen irgendjemanden etwas weg - alle hätten die gleichen Chancen.

So wie Ammar Dahrouj, dem über das städtische Jobcenter geholfen werden konnte. Der Behörde ist es in den vergangenen zwölf Monaten gelungen, mehr als doppelt so viele Menschen in sozialversicherungspflichtige Jobs zu vermitteln wie es die Vorgabe des Landes NRW verlangt. Ende Oktober waren es 137 Integrationen, der Plan für dieses Jahr hatte 73 vorgesehen. Weitere 16 Geflüchtete konnten zudem in Ausbildung gebracht werden.

(RP)
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