Solingen Jugendliche lernen Leben retten

Solingen · Notärzte und Rettungsassistenten vermitteln Siebtklässlern am Gymnasium Schwertstraße Techniken der Wiederbelebung.

 Lehrerin Isabelle und Chefarzt Prof. Dr. Thomas Standl organisieren das Reanimationstraining am Gymnasium Schwertstraße. Foto: Martin Kempner

Lehrerin Isabelle und Chefarzt Prof. Dr. Thomas Standl organisieren das Reanimationstraining am Gymnasium Schwertstraße. Foto: Martin Kempner

Foto: Dorschel

Wissen, was zu tun ist, kann ein Leben retten. "Es sterben jedes Jahr in Deutschland 70.000 Menschen wegen einem Herzstillstand, weil Laien nichts machen, außer bestenfalls den Notarzt zu rufen", erklärt Prof. Dr. Thomas Standl, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Operative Intensiv- und Palliativmedizin am Städtischen Klinikum. Die Aktion "Schüler retten Leben" mit dem Gymnasium Schwertstraße soll bereits Jugendlichen vermitteln, was im Notfall zu tun ist. Am kommenden Mittwoch bringen zwei Notärzte des Klinikums und zwei Rettungsassistenten der Berufsfeuerwehr 100 Schülern der siebten Klasse Grundtechniken der Wiederbelebung bei.

Der Aktionstag findet am Gymnasium Schwertstraße bereits zum vierten Mal statt. In diesem Jahr nimmt zum ersten Mal ein gesamter Jahrgang daran teil, jede Klasse erhält zwei Stunden lang theoretischen und praktischen Unterricht. Zuerst vermittelt ein Film die wichtigsten Informationen und Zusammenhänge, danach üben die Schüler unter Anleitung von Notärzten und Rettungsassistenten mit einer Reanimationspuppe. Auch den Rettungswagen der Berufsfeuerwehr lernen die Schüler kennen.

"Die Schüler sind mit Spaß dabei, die wenigsten haben Hemmungen", berichtet Professor Standl. Am Gymnasium Schwertstraße gibt es außerdem bereits eine Sanitätsdienst-AG für Schüler ab Klasse sieben, die großen Anklang findet. "Diese Begeisterung wollen wir fördern, damit die Kinder im Notfall nicht geschockt dastehen", sagt Isabelle Dorschel, die die AG leitet. Die Lehrerin für Biologie und Sport bildet an der Schwertstraße zudem Oberstufenschüler zu Sanitätern aus, schult ihre Kollegen in Erster Hilfe und ist nebenbei Ausbilderin beim Deutschen Roten Kreuz.

Überall und jederzeit kann passieren, dass ein Mensch einen Herzstillstand erleidet. Dann zählt jede Minute: Nach drei bis vier Minuten verliert der Betroffene das Bewusstsein, und nach sechs Minuten schädigt der Sauerstoffmangel das Gehirn - wenn nicht ein Mitmensch den Rettungsdienst ruft und sofort mit der Herzdruckmassage beginnt. Dann hat der Patient zwei- bis dreimal höhere Chancen zu überleben. Zwar treffen die Rettungskräfte in Solingen in der Regel nach etwa sechs bis acht Minuten am Einsatzort ein, wie Thomas Standl sagt. Wenn aber bis dahin niemand dem Patienten geholfen habe, könnten die professionellen Retter zwar sein Herz wiederbeleben. Dann sei es aber sehr wahrscheinlich, dass er kurz darauf trotzdem sterbe oder lebenslang im Wachkoma liege.

Damit ein Ersthelfer in der Ausnahmesituation nicht überfordert ist, hat die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin eine einfache Formel gefunden: prüfen, rufen, drücken. Prüfen, ob eine Person ansprechbar oder bewusstlos ist; die "112" als Notruf wählen und den Rettungswagen rufen; sofort mit der Herzdruckmassage beginnen und dafür das freigelegte Brustbein kräftig (fünf bis sechs Zentimeter) und schnell (100 bis 120 Mal pro Minute) nach unten drücken, bis Hilfe eintrifft.

(bjd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort