Solingen In der Oase haben Kinder die Macht

Solingen · Am Dorperhof ist für zwei Wochen wieder eine Kinderstadt entstanden, in der Mädchen und Jungen spielerisch den "Ernst des Lebens" kennenlernen. Zum Auftakt gestern gab es vom "entmachteten" Erwachensen-OB Kurzbach Süßes.

 Kinder an die Macht: In der Kinderstadt auf der Radrennbahn geben nun die Kleinen für zwei Wochen den Ton an.

Kinder an die Macht: In der Kinderstadt auf der Radrennbahn geben nun die Kleinen für zwei Wochen den Ton an.

Foto: Stephan Köhlen

Selbst Oberbürgermeister Tim Kurzbach blieb nichts anderes übrig, als einzugestehen: "Hier muss ich einen Teil meiner Macht abgeben. Hier haben die Kinder eine eigene Stadt gegründet und die Macht übernommen." Und um es ganz offiziell zu machen, reichte das Solinger Stadtoberhaupt der Bürgermeisterin Pinguin dann die Hand mit dem Ratschlag, nicht allein kluge Reden zu halten, sondern den Kindern auch etwas Süßes zu spendieren.

Gesagt getan, denn zur Eröffnung der Kinder-Oase gestern auf dem Gelände der Radrennbahn am Dorperhof hatte der Oberbürgermeister natürlich auch etwas zum Naschen mitgebracht, um das sich schnell die Kinder scharten. Bereits zum vierten Mal ist für zwei Ferienwochen eine Kinderstadt entstanden, in der die Kinder - für einen Tag oder für eine ganze Woche - spielerisch den "Ernst des Lebens" kennenlernen können.

Wie im "richtigen" Solingen, gibt es in der Kinder-Oase ein Jobcenter, eine Sparkasse, ein Freibad, ein Kiosk und ein Kino, aber auch einen Friseursalon, ein Krankenhaus, eine Kirche und Handwerksbetriebe. Der Oasen-Führerschein kann auf einem Fahrgelände mit dem Bobby-Car gemacht werden. Auf dem großen Trampolin im Sportpark hüpft bereits eine Gruppe junger Neubürger um die Wette. Sie gehören zu den rund 60 Flüchtlingskindern, die - unterstützt von dem Projekt "Neue Nachbarn" des Erzbistums Köln - eine Woche in der Kinder-Oase verbringen dürfen.

"Im vergangenen Jahr waren Flüchtlingskinder bei der Abschlussfeier dabei, dieses Jahr sind sie mitten drin", sagte Felizitas Marx, Geschäftsführerin der Katholischen Jugendagentur Wuppertal, die gemeinsam mit dem BDKJ Träger der Kinder-Oase im Rahmen des Solinger Ferien(s)passes ist. Vor dem Krankenhaus sind Kinder dabei, gemeinsam mit den Maltesern, einen Verband anzulegen.

"Neben dem Spaß, lernen sie hier auch etwas über Erste Hilfe", erklärte Ferien(s)pass-Leiter Julian Prete. Im Zelt "Aus Alt macht Neu" werden aus Tetrapack-Kartons bunte Vogelhäuschen oder praktische Kästchen gebastelt. Waffeln und andere Leckereien gibt es im Café, und im Friseursalon werden Haare geflochten oder Fingernägel lackiert. Und überall dürfen sich die Kinder auch ehrenamtlich engagieren.

Am zweiten Tag wird dann der Oasen-Rat, das politische Parlament der Kinderstadt, gewählt. Und was alles so passiert, wird natürlich in den Medien publiziert - nämlich in der Wochenzeitung "Watschelblatt". So wird gearbeitet, Geld verdient und wieder ausgegeben. Wie im richtigen Leben eben. Nur, dass die Kinder hier gerne arbeiten. "Wir müssen sie bremsen", verriet Julian Prete. "Sie würden sonst den ganzen Tag arbeiten."

Es sind noch Plätze frei in der Kinder-Oase. Anmeldungen sind im Ferien(s)pass-Büro, Eiland 10, oder im Anmeldezelt der Kinder-Oase möglich.

(sue)
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