Solingen Imi Knoebel: die Kunst der Energiezufuhr

Solingen · Die obere Halle im Skulpturenpark "Waldfrieden" in Wuppertal hat ihre Transparenz verloren. Kein Licht fällt mehr durch die Wände aus Glas. Der Künstler Imi Knoebel hat sie mit weißer Farbe übermalt. Von unten bis oben, von rechts nach links, alle vier Seiten. Die Natur bleibt draußen. In diesem weißen Kubus zeigt Knoebel, der Herr der Hartfaserplatten, eine Weiterentwicklung seines "Raum 19". Hunderte Holzleisten, Keilrahmen und Hartfaserwürfel stapeln sich in der Installation, die wie ein Lagerraum aussieht. An der linken Seite begrenzt eine hellgelb schimmernde, blockheizkraftwerkartige Batterie die Materialsammlung, die auch frische Spuren von Sägespänen aufweist. Fremd, verstörend, unangepasst, reduziert, konzentriert und monolithisch - diese Attribute schreibt man der Arbeit zu.

Die sinnliche Wirkung des unbenutzten Materials korrespondiert mit einer abstrakteren Ebene. Die Batterie am linken Rand steht für unerschöpfliche Energie. Energie, mit der sich Kunst schaffen ließe. Anstatt eines Bildes malte er nur Bildmaße an die Wand oder stellte Rahmen her. "Das Talent zu porträtieren und exakt zu zeichnen, ist mir nicht gegeben. Deswegen habe ich auf andere Art Bilder kreiert", sagte der Beuys-Schüler Knoebel bei der Eröffnung seiner Ausstellung im Skulpturenpark (bis 3. Dezember).

Knoebel zählte zwar zu den Meisterschülern von Beuys. Den wichtigsten Impuls aber lieferte ihm der russische Revolutionskünstler Kasimir Malewitsch (1878 bis 1935) mit seinem "Schwarzes Quadrat" (1915) und dem Manifest "Die gegenstandslose Welt". Es steht für den Endpunkt der Kunst, und dort setzte Knoebel an. Mit Tony Cragg, dem Bildhauer-Kollegen und Betreiber des Parks, verbindet ihn die gemeinsame Herkunft aus dem Minimalismus. "So wie Imi Knoebel wollte auch ich nie etwas darstellen", sagte Cragg bei der Eröffnung.

(cip)
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