Solingen Im Handwerk läuft es nicht für alle gut

Solingen · Die jüngste Konjunkturumfrage der Handwerkskammer sieht das Geschäftsklima weiter auf Rekordkurs. Gleichwohl herrscht nicht in allen Branchen Jubelstimmung. Kreishandwerksmeister Arnd Krüger ruft zu mehr Ausbildung auf.

Die Konjunktur im Handwerk läuft gut. Die Handwerkskammer Düsseldorf, die auch für Solingen und Wuppertal zuständig ist, spricht gar von einem neuen Allzeithoch nach ihrer jüngsten Konjunkturumfrage und ergänzt: "Das Geschäftsklima ist weiter auf Rekordkurs." Der von der Handwerkskammer gemessene Geschäftsklima-Index erreichte einen neuen Spitzenwert von 128 Prozent; zwei Prozentpunkte über dem bisherigen Bestwert aus dem Frühjahr dieses Jahres. Knapp die Hälfte (48 Prozent) der befragten Unternehmen - über 1000 Betriebe beteiligten sich - berichtet von einer guten allgemeinen Geschäftslage. Mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Betriebe erwartet von diesem hohen Niveau aus sogar eine weitere Verbesserung.

Dass es gut läuft fürs Handwerk, das kann auch Kreishandwerksmeister Arnd Krüger bestätigen. "Aber nicht für alle", betonte er gestern im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Bereiche Heizung, Sanitär und Elektro würden zwar "ausgezeichnet laufen". Doch beispielsweise in den Sparten Glas, Fenster oder auch im Bauhandwerk würde nicht unbedingt an der Kapazitätsgrenze gearbeitet. "Diese Sparten leiden unter dem Import von ausländischen Arbeitskräften und Arbeitsmaterial", sagte Krüger. Der Kreishandwerksmeister sieht hier "starken Wettbewerb und Preisdruck".

Dennoch sieht er das Handwerk in Solingen und Wuppertal - die beiden Kreishandwerkerschaften fusionieren zum 1. Januar 2016 - derzeit insgesamt auf dem Niveau der guten vergangenen Jahre aufgestellt. Im Vergleich zur Rheinschiene liege das bergische Handwerk aber zurück, so der Eindruck von Arnd Krüger. Angesichts des auch im Handwerk herrschenden Fachkräftemangels ruft er die Betriebe dazu auf, mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. "Die Belegschaften werden älter, von daher ist die Ausbildung junger Menschen wichtig", betonte der Kreishandwerksmeister. Auch das Thema Betriebsnachfolge stehe im Fokus. "Wir müssen ein Klima dafür erzeugen, damit sich junge Meister selbstständig machen", erklärte Arnd Krüger.

Zumal das Handwerk auch heutzutage goldenen, zumindest aber silbernen Boden hat. In der Herbstumfrage gaben die Betriebe in Solingen und Wuppertal jedenfalls an, dass ihre Auftragsreichweite sieben Wochen betrage. Die Auslastung liegt im Schnitt bei 78 Prozent, jedes fünfte Unternehmen hat offene Stellen.

Die Umsätze sind gegenüber dem Frühjahr gestiegen. 31 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ein Plus erzielt haben, 52 Prozent gehen von einem gleichbleibenden Niveau aus. Die Geschäftslage wird von 51 Prozent positiv eingeschätzt, 43 Prozent sehen sie als befriedigend an. Und die Erwartungen bleiben weiter optimistisch in der bergischen Region: 27 Prozent erwarten, dass es noch besser wird, zwei Drittel hoffen auf gleichbleibend gute Geschäfte.

Wobei die Erwartungen im Kraftfahrzeuggewerbe in Solingen und Wuppertal nicht durchweg positiv sind. 15 Prozent der Befragten gehen von einer Verschlechterung der Geschäftslage aus, im Lebensmittelhandwerk sind es gar 18 Prozent. Im Bauhauptgewerbe sehen dagegen nur acht Prozent eine schlechtere Geschäftslage voraus.

(uwv)
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