Solingen IG Metall blickt bei Jubiläumsfeier nach vorn und will wachsen

Solingen · Mit einem Fest in lockerer Atmosphäre feierte die IG Metall Remscheid-Solingen jetzt ihr 125-jähriges Bestehen. Im Innenhof ihrer Geschäftsstelle in Remscheid gab es für die Gäste manche Schlemmerei, Musik und Gelegenheit zu Gesprächen.

"Wir wollten bewusst mit den Mitgliedern feiern und nicht bei einem Festakt in einem angemieteten Saal Selbstbeweihräucherung betreiben", sagte der erste Bevollmächtigte Marko Röhrig. Was aber nicht heißt, dass man auf die Geschichte in der industriell geprägten Region nicht stolz ist. "125 Jahre - was ist in der Industrie in dieser Zeit nicht alles passiert? Die IG Metall hat sich auf den Wandel immer eingestellt und ist ein verlässlicher Partner gewesen", betonte Röhrig.

Der Strukturwandel war in der jüngsten Zeit die größte Herausforderung. Die Dominanz der metallverarbeitenden Betriebe ist im Städtedreieck nicht mehr so hoch, das ist auch bei den Mitgliederzahlen spürbar. 15.000 Menschen verteilt auf 220 Betriebe sind in Remscheid und Solingen angeschlossen. "Heute haben wir es mit einer anderen Klientel als in der Vergangenheit zu tun. Wir müssen verstärkt versuchen, auch Führungskräfte und Angestellte zu gewinnen", sagte beispielsweise Norbert Römmelt, Betriebsratsvorsitzender des Remscheider Automobilzulieferers Sona.

Die Rolle der Gewerkschaft habe sich im Laufe ihrer Geschichte gewandelt, betonte der Gewerkschaftler. "Früher ging es um einen Verteilungs-, mittlerweile geht es um einen Existenzkampf. Wir brauchen immer eine intelligente Lösung für den Einzelfall", sagte er. Die Forderung nach höherer Entlohnung stünde nicht mehr so im Vordergrund. Nachhaltigkeit wie bei den Verhandlungen gegen befristete Arbeitsverträge nach der Ausbildung oder um gleiche Bezahlung der Leiharbeitnehmer habe nun Priorität.

Erster Bevollmächtigter Marko Röhrig sieht eine der vordringlichsten Aufgaben aktuell in der Erschließung weiterer Mitgliedsbetriebe und der Gründung von Betriebsräten. Dies müsse Arbeitgebern keine Sorgen bereiten. "Es geht um verbindliche Regeln, die einzuhalten sind. Das bedeutet auch für die Unternehmen Planungssicherheit", betonte Röhrig. Auch dem lösungsorientierten Aushandeln von Sanierungstarifverträgen komme zunehmend mehr Gewicht zu.

(RP)
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