Solingen "Ich habe ein glückliches Händchen"

Solingen · Seit 20 Jahren gibt es die hochkarätig besetzten Klavierkonzerte im Solinger Kunstmuseum. Unter der Regie und Programmplanung von Renate Höller startet die neue Saison der Reihe "Junge Pianisten Elite" am 25. September.

Der Auftakt war prominent - und zudem ein Heimspiel für einen Solinger Pianisten: Bei einem Klavierabend im November 1996 griff Wolfgang Manz erstmals in die Tasten des gerade eröffneten Museum Baden - heute Kunstmuseum Solingen. Was so begann, dümpelte anschließend erstmal vor sich hin. Nur etwa 30 Zuhörer fanden zu den monatlichen Konzerten den Weg ins Museum. Das änderte sich erst zwei Jahre später, als die Ruheständlerin Renate Höller die Leitung der Konzertreihe übernahm.

"Ich traf eine ehemalige Kollegin, die für das Museum die ehrenamtliche Arbeit aufbauen sollte." Und die Musik begeisterte Höller machte sich gleich als Werk. "Es macht ja erstmal keinen Unterschied, ob man ein Flugzeug oder einen Konzertsaal vollbekommen möchte." Über 30 Jahre arbeitete Renate Höller im Marketing einer internationalen Fluggesellschaft. Nach amerikanischen Methoden geschult, kann Höller ihr Wissen einbringen: einen Kundenkreis aufbauen, diesen betreuen, wissen, was die Menschen wollen, Kontakte knüpfen und die richtige Werbung. Heute sind die Konzerte mit 150 und mehr Besuchern so gut besucht, dass oft noch Stühle herbeigeschafft werden müssen. "Ich habe ein glückliches Händchen und vielleicht auch den richtigen Riecher", gibt sich Höller bescheiden. "Mittlerweile sind die Anfragen von Agenturen und Künstlern so groß geworden, dass ich alleine damit drei Saisons bestreiten könnte."

Aber Renate Höller sucht selber aus. Denn die Mischung muss stimmen. Die Auswahl der Werke muss passen, und es soll eine Vielfalt an künstlerischen Temperamenten vorgestellt werden. So kommen in der nächsten Saison etwa Benjamin Moser und Georgijs Osokins. "Moser ist ein sehr werktreuer Pianist, der die Musik sprechen lässt." Osokins hingegen hat mit seinem eigenwilligen Stil Aufsehen beim Internationalen Chopin-Wettbewerb erregt. Höller beobachtet die Szene der großen Wettbewerbe und Festivals sehr genau. Und die guten Kontakte zu den großen deutschen Agenturen, aber auch etwa nach Paris, London oder Warschau lassen manchen Wunschkandidaten ins Museum kommen.

Die Künstler sind durchweg angetan von der Konzertreihe, der Atmosphäre, der Betreuung - und der Qualität des Steinway-Flügels, wie Höller aus zahlreichen Rückmeldungen weiß. Dabei fing alles bescheiden an. "Zuerst musste die Zahl der Konzerte reduziert werden." Aus den monatlichen Veranstaltungen sind fünf pro Saison geworden. Seit der Saison 2003/2004 firmiert die Reihe unter dem Titel "Junge Pianisten Elite". Neben einem guten Marketing sind Renate Höller zwei Punkte sehr wichtig. "Zum einen möchten wir nur Qualität haben, da liegt die Messlatte sehr hoch." Zweiter wichtiger Aspekt ist die Wirtschaftlichkeit. "Wir konnten sehr gute und willige Sponsoren finden." Denn vom Eintritt alleine lassen sich Honorare kaum bezahlen. Der Blick richtet sich dabei auf junge, vielversprechende Pianisten, die am Anfang einer großen Karriere stehen. "Viele, die hier waren, gehören heute zu den Großen ihres Fachs". Beispiel hierfür ist etwa Khatia Buniatishvili, die im Oktober mehrere Konzerte mit dem Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta geben wird.

Begeistert von Musik allgemein und dem Klavier besonders war die musikalische Renate Höller von Kindesbeinen an. "Mit sechs Jahren habe ich immer meine Cousinen beim Klavierunterricht belauscht und nachher das nachgespielt, was ich gehört habe." Da es kein Klavier im Elternhaus gab, blieb Unterricht erstmal ein Traum. "Erst mein Mann hat ein Instrument mit in die Ehe gebracht." Aber: "Ich war zu intensiv in meinen Beruf eingebunden, dass dafür keine Zeit mehr blieb." Immerhin bis Beethovens "Für Elise" hat sie es geschafft. Nun lebt Renate Höller ihre musikalische Leidenschaft seit 18 Jahren erfolgreich im Kunstmuseum aus. "Es macht mir riesigen Spaß, es ist sehr informativ, und es ist wunderbar zu sehen, dass die vielen Kontakte zu solchen musikalischen Erfolgen führen" - für die jungen Pianisten und das Publikum.

(RP)
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