Solingen Hier trifft Weißrussland auf den Irak

Solingen · Die Galerie Gecko in den Güterhallen zeigt Bilder von Jarallah Shalal Ghaidan und Gennady Karabinskiy.

 Galerist Klaus Gehrmann vor Bildern von Jarallah Shalal Ghaidan und Gennady Karabinskiy.

Galerist Klaus Gehrmann vor Bildern von Jarallah Shalal Ghaidan und Gennady Karabinskiy.

Foto: Stephan Köhlen

Wie sieht es aus, wenn Künstler ihre Flucht, ihre Migration und das Leben in ihrer neuen Heimat Deutschland thematisieren? Einen eindrucksvollen Einblick gibt derzeit die Galerie Gecko in den Güterhallen. In der Ausstellung "Willkommen" lässt sie die sehr unterschiedlichen Künstler Gennady Karabinskiy aus Weißrussland und Jarallah Shalal Ghaidan aus dem Irak in einem Dialog aufeinandertreffen.

Die Bilder der beiden Maler stehen in starkem Kontrast zueinander, der aber einen ganz besonderen Reiz ausmacht. Da sind die leuchtend farbigen Ölbilder von Gennady Karabinskiy, die unwillkürlich an Marc Chagall erinnern. Mit einem Augenzwinkern wirft Karabinskiy einen Blick auf die Vielfalt des Lebens. Der 1955 in Baranowitschi geborene Künstler studierte Bildende Kunst und arbeitete bis 2004 in Sankt Petersburg. Im Jahr 2004 siedelte er nach Oldenburg über und ist seit 2005 Mitglied der Bezirksgruppe Oldenburg des Bundes Bildender Künstler.

Karabinskiys Werke gründen auf der Schule des russischen Realismus, auf klassischem jüdischem Symbolismus. Sie sind jedoch auch beeinflusst vom deutschen Expressionismus. Ob seine großen Bilder oder die Miniaturen - seine Motive drücken Lebensfreude, aber auch Hoffnung aus.

Hoffnung ist es auch, die den Iraker Jarallah Shalal Ghaidan antreibt. Der 1950 in Al-Yousifiya geborene Künstler studierte zunächst Jura und Anglistik in Bagdad. 1980 gelang ihm die Ausreise in die Tschechoslowakei. Nach Aufenthalten in Spanien und Marokko arbeitete er als Lehrer in Algerien, bevor er von dort 1983 nach Deutschland abgeschoben wurde. Erst hier entdeckte er die Kunst als Ausdrucksmittel seiner Erlebnisse, Empfindungen, Ahnungen und Eindrücke, die er auf anderem Wege nicht auszudrücken vermag.

Dafür hat er einen ganz eigenen Stil gefunden. Es sind die arabischen Schriftzeichen, die er als Kind gelernt hat, und die er nun in seine Werke mit einfließen lässt. In unzähligen Schichten trägt Jarallah Shalal Ghaidan die Farbe mit dem Spachtel auf, schafft so bis ins Kleinste differenzierte Farbflächen, die den Betrachter einladen, sich auf ein Rätselraten einzulassen. Zum Schluss setzt er mit den arabischen Zeichen in feiner Strichführung magische Akzente. So weist er den Weg in eine kunterbunte und lebendige Stadt (Village) oder in den grünen Wald (Green Forest) und lässt Fragmente einer Landschaft entstehen. Durch die Kombination vieler Schriftzeichen entstehen ganz eigene Bilder, wie bei den Zeichnungen in Gold und Kupfer auf dunklem Karton. Ein Oldtimer oder Menschen. Menschen, die meist ein wenig verloren wirken, ein wenig unvollkommen. Es sind die Wahrheiten eines Suchenden, Rastlosen, eines Verzweifelten, eines Flüchtlings.

(sue)
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