Solingen Hell und Dunkel als Herausforderung

Solingen · Der Künstler Ioan Iacob zeigt in der Galerie ART-ECK in Gräfrath Ölbilder unter dem Titel "Schattenseiten".

Zwei Seiten eines aufgeschlagenen Buches, die eine im Licht, die andere verschattet, das ist die malerische Welt des Ioan Iacob. Das schmale querformatige Ölbild thematisiert auf anschauliche Weise sein bildnerisches Arbeitsfeld, das er bereits seit Jahren stringent verfolgt. Die Welt der Farbe teilt sich für den gegenständlich ausgerichteten Maler in Helligkeit und Dunkelheit, wobei dies nicht einfach Weiß und Schwarz bedeutet. Vielmehr sieht er die Vielfalt der Farbe im Licht genauso wie die Vielfalt der Farbe in der Dunkelheit. Ähnlich wie schon die Impressionisten Licht und Schatten als farbige Phänomene entdeckten und malten, ist die Faszination der Farbe in ihrer Nuanciertheit Iacobs malerische Herausforderung.

"Seit einem Jahr", so erzählt der Künstler, "habe ich mich vornehmlich den Schattenseiten zugewandt." Er habe sich vorgenommen, alle seine Bildmotive im kleineren Format ins Dunkle zu übertragen. So funkelt ein barocker Kronleuchter, den er früher mit leuchtend blauen Tönen umgab, jetzt vor olivgrün bis dunkelblauem Hintergrund. Kleine beleuchtete Häuser verlieren sich in dunkler Nacht und selbst die figürlichen Motive wie eine sitzende Frau oder der stehende Akt am Vorhang sind mit Schattenflächen, die eine unergründliche Tiefe suggerieren, verwoben.

Häuser, Stillleben, Teile des Interieurs, der geöffnete Koffer des Künstlers, die Frau - alle Motive, die uns der Maler präsentiert, hat er sich über Jahre erarbeitet. Er hat sie immer wieder gemalt, und es braucht lange, wie er bekennt, bis er ein neues Motiv in sein Repertoire aufnimmt. Sein "Lycaon pictus", was soviel heißt wie bemalter Wolf, ist bereits seit zehn Jahren eines seiner Bildmotive. In der Ausstellung im Art-Eck leuchtet das malerisch gepunktete Fell dieses afrikanischen Wildhundes aus farbiger Dunkelheit auf und empfängt den Besucher im Schaufenster der Galerie von Dirk Balke.

Das größte der 26 gezeigten Ölbilder ist der "Vorhang". Das Bild, das in einer anderen Version des Künstlers bereits im Kunstpalast am Ehrenhof in Düsseldorf in der spektakulären Ausstellung "Hinter dem Vorhang - von Tizian bis Christo" zu sehen war, lässt in der aktuellen Bearbeitung des Themas von 2017/18 einen Blick zu in die Dunkelheit hinter dem leicht geöffneten leuchtend roten Vorhang. Der Farbkontrast intensiviert die geheimnisvolle Aura. Was erwartet den Betrachter in der unergründlichen Tiefendimension des Hintergrundes?

Ioan Iacob, 1954 in Siebenbürgen im heutigen Rumänien geboren, kam 1977 zum Kunststudium nach Deutschland und ist in Düsseldorf geblieben. "Ich war schon immer an gegenständlicher Malerei interessiert", sagt er, "auch wenn das Gegenständliche zur Zeit meines Studiums verpönt war." Die Affinität zur Farbe hat ihm sein Lehrer an der Kunstakademie, Prof. Gotthard Graubner, vermittelt. So orientiert sich die Licht- und Schattensetzung Ioan Iacops an einer atmosphärischen, nicht an einer naturalistischen Wiedergabe. "Das Bild wird allein von der Farbe bestimmt", betont der Künstler. "Malerei ist immer auch ein Stück abstrakten Denkens."

(RP)
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