Solingen Helfen ist keine Frage der Bezahlung

Solingen · Der Lohn fürs Geleistete ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Vielmehr freut sich die Seniorin, nachdem sie Kindern eine Geschichte vorgelesen hat, über große, fröhliche Kinderaugen, die zu ihr aufblicken. "Ehrenamtlich Tätige helfen anderen und steigern gleichzeitig ihr Selbstwertgefühl", sagt Hans-Reiner Häußler. Er ist Vorsitzender der Solinger Freiwilligen Agentur und vermittelt Personen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, an gemeinnützige Organisationen.

An Schulen beispielsweise für die Hausaufgabenhilfe oder als Küchenhilfen, an Kitas als Lesepaten oder in Seniorenheime Menschen, die mit Älteren spielen oder singen. Aber auch in den Bereichen Soziales, Kultur, Natur und Umwelt sind Ehrenamtler gefragt. "Überall wird gespart und vieles würde unter den Tisch fallen, wenn nicht Menschen freiwillig und ohne Bezahlung einspringen würden", weiß Häußler.

"Auch wenn das Ehrenamt freiwillig ist. Mit der Übernahme geht man gleichwohl eine Verpflichtung ein, die Leute müssen sich auf einen verlassen können", ergänzt er. Dabei sei es egal, ob man ein Mal im Monat dafür Zeit aufwendet oder sich sieben Tage die Woche engagiert.

Der 69-Jährige vermittelt aber nicht nur und bringt Angebot und Nachfrage zusammen, er engagiert sich natürlich auch selbst. In der Kirchengemeinde St. Josef Krahenhöhe ist Hans-Reiner Häußler Kommunionhelfer und als Lektor tätig. 2009 ist er in Rente gegangen und war auf der Suche, "noch etwas machen" zu wollen. "Ich kam mit Karl-Willi Bick, den Gründer der Solinger Freiwilligen Agentur, in Kontakt und bin hängengeblieben", erzählt Häußler, der als Geschäftsführer eines Industrieverbandes in Düsseldorf tätig war.

Seit April 2014 ist er nun Vorsitzender der Agentur, die auch jüngere Leute, darunter Schüler und Studenten, ins Ehrenamt vermittelt hat. "Der überwiegende Teil ist aber 60 plus", sagt der 69-Jährige. Er sieht einen weiter "wachsenden Bedarf" für ehrenamtliche Tätigkeiten. "Nicht zuletzt wegen leerer Kassen der öffentlichen Hand", sagt Hans-Reiner Häußler. Vor allem bei der Flüchtlingshilfe. "Immer mehr Ehrenamtler können wir daher vor allem über die Koordinierungsstelle Flüchtlingshilfe für diesen enorm wichtigen Bereich gewinnen", sagt Hans-Reiner Häußler. Er freut sich darüber, dass beispielsweise das Projekt "Dialog in Deutsch", das die Freiwilligen Agentur zusammen mit der Stadtbibliothek seit Anfang September anbietet, großen Anklang findet. Nach einer Einführungsschulung moderieren hier ehrenamtlich Tätige als Gruppenleiter eine lockere Runde, um Flüchtlinge und Migranten mit der deutschen Sprache vertraut zu machen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um einen Sprachkurs, sondern um einen geselligen Austausch, um sich in der alltäglichen Anwendung der deutschen Sprache zu üben. "Das Projekt war anfangs zwei Mal im Monat vorgesehen. Wegen der großen Resonanz ist es mittlerweile zwei Mal wöchentlich", sagt Hans-Reiner Häußler.

(uwv)
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