Solingen Handwerker werben für Ausbildung

Solingen · Die achte Leistungsschau des Handwerks bot erstmals Themenwelten und ein erweitertes Angebot. Schulministerin Sylvia Löhrmann lobte die Messe und erinnerte an die landesweite Aktion "Kein Abschluss ohne Anschluss".

Maxime bekam ein Schaukelpferd, Lars auch - am Stand der Tischlerinnung, dem größten im Konzertsaal, schraubte Boris Girkin vorgefertigte Teile zusammen, während nebenan Namensschilder gefräst wurden. Eltern und Großeltern trugen die 30 Euro teuren Schaukelpferde aus dem Theater und Konzerthaus (die Einnahmen werden gespendet) als bleibende Erinnerung an die achte Handwerksmesse, die wie ihre Vorgänger viel mehr als nur Informationen zu bieten hatte, nach Hause.

Schulministerin Sylvia Löhrmann lief am Samstagnachmittag mit einer Rose aus Blech durch Foyer und Saal, ein Andenken an die Metallinnung. "Die Besucher dürfen selbst Hand anlegen an die gelaserten Rohlinge", erläuterte Stephan Mensler die Treibarbeiten, die das leise Summen des Akkuschraubers von Boris Girkin übertönten. "Die Mädchen sind deutlich begabter als die Jungen", bewertete Metallbauermeister Andreas Albuszies die fertigen Rosen. "Ich finde es wichtig, dass das Handwerk sich präsentiert", lobte Sylvia Löhrmann und erinnerte an die Aktion "Kein Abschluss ohne Anschluss".

Wenn die Suche nach Lehrlingen auch nicht im Vordergrund stand - anders als beim Forum Beruf - konnten doch einige Aussteller Bewerbungsgespräche führen. "Ich kenne keinen Betrieb, der Arbeitsmangel hat", erläuterte Kai Buschhaus, der stellvertretende Kreishandwerksmeister. "Vielen fehlen aber Mitarbeiter, um die Aufträge abzuarbeiten."

"Es gibt definitiv einen Facharbeitermangel", betonte Buschhaus und beklagte, dass in vielen Elternhäusern eine Ausbildung im Handwerk weniger angesehen ist als ein Studium. Dabei suchen ältere Handwerker nicht nur Azubis, sondern auch Nachfolger, die in einigen Jahren ihr Geschäft übernehmen.

Unbekannt ist oft auch die Fülle an Lehrberufen. "Es gibt rund 100", sagte Kai Buschhaus. "Wir repräsentieren nur etwa 40. Deshalb war es ein Wunsch von uns, die Messe einmal breiter aufzustellen." Hörgeräteakustiker sind beispielsweise bundesweit organisiert. Sie waren wie andere Aussteller aus dem Gesundheitsbereich erstmals vertreten. Erstmals präsentierte die Kreishandwerkerschaft auch Themenwelten wie Mode und Lifestyle - etwa bei der Zusammenarbeit der Walder Unikatmanufaktur Missfilz & Indibike mit der Designerin Inge Heyen, der Hutmacherin Bea Kahl und dem Fotografen Leon Sinowenka. Mehrmals täglich zeigten sie Modenschauen neben dem Messe-Café. Draußen trotzten Aussteller wie die Metzgerei Jacobs und die Eventschmiede dem Wetter. Die Emons GmbH zeigte an mit Graffiti beschmierten Außentreppe ihr umweltschonendes mechanisches Niederdruckverfahren zur Reinigung. Anke Emons-Kuhn: "Das könnte auch die Schrift von einer Visitenkarte rubbeln."

Wer lieber an Sonne dachte statt unter trüben Wolken zu stehen, ließ sich am Stand der Stadtwerke über das Solinger Solarkataster informieren. Strom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage bringe immer noch "eine wesentlich bessere Rendite" als Geld auf der Bank, warb Abteilungsleiter Stephan Neues. Er zeigte, welche Dächer in der Klingenstadt geeignet sind, und vereinbarte Termine für ausführliche Gespräche. Am benachbarten Stand der Dachdeckerinnung wurde das moderne Berufsbild präsentiert. Der stellvertretende Obermeister Kai Worring: "Heute ist man nicht nur Dachdecker, sondern auch Solarteur und Gebäudeenergieberater."

(RP)
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