Solingen Gymnasium Vogelsang begrüßt G 8-Umbau

Solingen · Landespolitisch stehen die Zeichen bei SPD und Grünen auf Flexibilisierung, um Schülern am Gymnasium nach neun Jahren ein Abitur zu ermöglichen. "Wir wünschen uns das schon lange", sagte Rektor Stephan Mertens.

 Stephan Mertens leitet das Gymnasium Vogelsang.

Stephan Mertens leitet das Gymnasium Vogelsang.

Foto: Mak (Archiv)

Das "Turbo-Abitur" in NRW mit dem achtjährigen Gymnasium (G 8) wackelt politisch, nachdem sich Eltern bei einer Umfrage bereits im Frühjahr für eine Rückkehr zum neujährigen System (G 9) ausgesprochen hatten und sich nun Schulministerin Sylvia Löhrmann sowie die SPD positionierten: Die Grünen-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl ist mit ihrem Vorschlag einer Flexibilisierung in die Offensive gegangen. Die Sozialdemokraten in NRW haben sich jetzt auf dem Parteitag mit großer Zustimmung für einen Umbau des umstrittenen "Turbo-Abiturs" ausgesprochen: G 8 soll zwar Regelfall bleiben; wer will, kann aber auch nach neun Jahren an der derselben Schule ein G 9-Abi machen.

Dieser Vorstoß trifft durchaus auf Sympathie beim Gymnasium Vogelsang mit den gut 800 Schülern. "Wir begrüßen, dass es Möglichkeiten geben soll, Schüler neun Jahre durch das Gymnasium zu führen. Wir wünschen uns das schon lange", sagte Rektor Stephan Mertens unserer Redaktion. Nach seinen Worten gibt es in der Schulpflegschaft des Gymnasiums Vogelsang, in der ebenso Elternvertreter sitzen, deutliche Stimmen, die sich für eine Flexibilisierung aussprechen.

Wie immer die Reformen des umstrittenen "Turbo-Abiturs" landespolitisch ausgehen, Mertens erwartet in Zukunft in jedem Fall Korrekturen, allerdings keine Rückkehr zum klassischen G 9: "Das wird es nicht geben."

Ulrich Nachtkamp, Rektor des Gymnasiums Schwertstraße, plädiert angesichts der neuerlichen Debatte über das "Turbo-Abitur" zu Ruhe und Gelassenheit. Man solle sich Zeit lassen, die Dinge zu gestalten: "Das bringt den Schülern am meisten." Höchst skeptisch sieht er es, falls G 8 und G 9 parallel in einem Haus laufen sollten. Nachtkamp erinnert, dass auch jetzt schon Möglichkeiten bestehen, den Lernweg individuell für Schüler zu gestalten.

Marko Voigt warnt ebenfalls vor übereilten Reformen. "Wir sollen das System endlich mal in Ruhe lassen", erklärte der Leiter des Humboldtgymnasiums. Seine Beobachtung: "Kinder, die aufs Gymnasium gehören, sind im G 8 in der jetzigen Form gut aufgehoben und fühlen sich nicht überfordert."

Falls in Zukunft acht- und neunjähriges Gymnasium nebeneinander laufen sollten, erfordert das nach Voigts Worten zwingend eine gute Durchlässigkeit in allen Schulformen. "Dafür brauchen wir genügend Schulraum; und die Klassen dürfen nicht zu groß werden."

Vogelsang-Rektor Stephan Merten bedauert, dass der G 8-Unterrichtsalltag zu wenig Luft für Aktivitäten lässt, die über das Pflichtpensum hinausgehen. Wegen der Schulzeitverkürzung müsse viel Unterricht am Nachmittag stattfinden. Seine Prognose bei einer Flexibilisierung: "Es wird sicher Schüler geben, die bei G 8 bleiben werden; ein großer Teil wird aber auch die längere Variante wählen."

Stadtschulpflegschaftsvorsitzender Wolfgang Sinkwitz schätzt das ebenso ein. Seine Beobachtung bei Müttern und Vätern: "Eltern möchten G 9, aber eben nicht alle."

(RP)
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