Solingen Gruselige Lesung im Bergfried

Solingen · 120 Besucher lassen sich im Rahmen der "Schloss Sphären" in die Welt der Untoten entführen.

Der Fuß des Bergfrieds liegt in waberndem Nebel. Die tanzenden Flammen in zwei großen Feuerschalen im Innenhof von Schloss Burg lassen Schatten um den massiven Turm entstehen und gleich wieder verschwinden. Die schmale Treppe am Eingang des Bergfrieds führt direkt in seinen Keller und damit nicht nur in einen Raum, der sonst nicht für die Öffentlichkeit geöffnet ist, sondern auch in das Zuhause von Vampiren und Untoten und ihren Geschichten: Im Rahmen der von der Solinger Morgenpost präsentierten Veranstaltungsreihe "Schloss Sphären" entführten die Autorinnen Britt Glaser, Dagmar Schenda und Halina Monika Sega unter dem Titel "Vampire unter uns" in dunkle Nächte voller Fantasie, in die Welt von Vampiren und düsteren Grafen, von Gestaltenwandlern und Grusel.

Der Keller des Bergfrieds bot ihren Untoten die perfekte Kulisse: In einem Mauervorsprung rund zwei Meter über dem Boden erzählte Dagmar Schenda die Geschichte der Vampire Karl und Matthias aus ihrem Roman "Der vermeintliche Verlust", die 1747 beginnt und heute ihre Fortsetzung findet. Auf einer kleinen hölzernen Treppe des hohen Gewölberaumes las Halina Monika Sega aus ihrer Buchreihe zu ihrem Theaterstück "Vampire gibt es nicht. Oder doch ?" und stellte dem Publikum ihren Vampir Victor in seinem Kampf gegen die bösen Mächte vor. Und in einer Ecke des mittelalterlichen Kellers mit seinen massigen Säulen und dem unebenen Steinfußboden ließ Britt Glaser in ihrer Geschichte "Nachtschatten" den Alptraum einer Heimsuchung durch Vampire allzu deutlich werden. Mit düsteren Klängen, kratzenden Tönen und verzerrten Stimmen sorgte Musiker Mutz ("Purple Sex Heads") für die perfekte akustische Begleitung, während im Verlies des Bergfrieds die Fotokünstlerin Angela Dölling in einer Ausstellung ihre oft mystischen, düsteren und geheimnisvollen Werke zeigte.

Und das kam an: Obwohl das Kulturmanagement, das die Lesung gemeinsam mit dem Freien Deutschen Autorenverband NRW ausrichtete, wegen der großen Nachfrage bereits im Vorfeld zwei Veranstaltungen um 19 und um 22 Uhr organisiert hatte, gab es an der Abendkasse nur noch wenige Resttickets. "Und das auch nur, weil wir wegen der großen Nachfrage kurzfristig noch 40 Plätze mehr zur Verfügung gestellt haben", sagte Kati Schön, Eventmanagerin beim Kulturmanagement der Stadt. 120 Besucher konnten so den Vampirgeschichten im bis auf den allerletzten Platz besetzten Bergfried lauschen.

"Die Mischung aus Stimmung, Musik und spannenden Geschichten hat mir sehr gut gefallen", sagt die Solingerin Elke Ahrens. Auch Karin Nöcker ist begeistert: "Das ist einfach ein besonders schönes Ambiente hier."

"Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, Schloss Burg erlebbar zu machen und Veranstaltungen zu bieten, die außergewöhnlich sind", so Kati Schön. Normalerweise beherberge der Keller des Bergfrieds das Archiv des Schlossbauvereins. "Der Raum eignet sich hervorragend für Veranstaltungen. Er hat eine Atmosphäre, die man nirgendwo sonst findet." Bereits am kommenden Samstag wird die Event-Reise Schloss Sphären mit "Das selige Modellbahnlächeln" (siehe Kasten) fortgesetzt. Und auch für das kommende Jahr hat Kati Schön schon Pläne: "Dann soll es unter anderem ein Open Air-Kino und Comedy im Rittersaal geben."

(mxh)
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