Solingen Großes Interesse an feinen Klingen

Solingen · Der Messer-Gabel-Scherenmarkt lockte am Wochenende mehrere tausend Besucher an - darunter auch solche mit weiter Anreise - ins LVR-Industriemuseum. Kann Innenstadt vom Ruf der Klingen profitieren?:

Immer wieder stoppten Gäste am historischen Schleifwagen vor dem Eingang des Museums - und nicht nur, um die hölzerne Konstruktion aus den 1930er Jahren zu bewundern oder fotografisch festzuhalten, sondern auch, um ihre mitgebrachten Messer wieder auf Vordermann bringen zu lassen. "Der Andrang ist gut", freute sich Hans-Jürgen Schrage, der beim LVR-Industriemuseum den Schleif- und Reparaturservice betreut, und am Samstag manch einer stumpfen Klingen ihre Schärfe zurückgab. "Ich kümmere mich um die Messer und die Kollegen im Innenraum auch um die Scheren", erklärte der gelernte Scherenmonteur.

Die Verbindung vom touristischen Erlebnis in der alten Gesenkschmiede Hendrichs und der Möglichkeit, bei einer Vielzahl an Herstellern hochwertige Utensilien für den Alltag erwerben zu können, kam bei den Besuchern des Messer-Gabel-Scherenmarktes einmal mehr gut an.

"Hier herrscht eine interessante Atmosphäre", lobte zum Beispiel Jens Hertes, der mit seiner Familie zum ersten Mal das Museum an der Merscheider Straße aufgesucht hatte - und schon nach den ersten Weihnachtsgeschenken stöberte. "Wir werden gerade fündig", sagte der Familienvater, während er die Schälmesser am Stand der Firma triangle begutachtete. "Das Konzept des Marktes ist absolut stimmig, auch wenn es ein bisschen eng ist", sagte Hertes.

Letzteres hatte mit dem großen Andrang zu tun: An den insgesamt 26 Ausstellertischen, die zwischen Holzbalken, traditionellen Werkzeugen und Maschinen aufgebaut waren, tummelten sich potentielle Käufer, prüften die Erzeugnisse der Solinger Anbieter und ließen sich beraten. "Zu uns kommen sehr oft Hobbyköche und Fachleute, die sich für unsere Damastmesser interessieren", berichtete zum Beispiel Axel Flitsch, Verkaufsleiter bei Gehring. Den Messer-Gabel-Scherenmarkt bezeichnete er als Pflichttermin: "Importe gibt es schließlich an jeder Ecke, aber hier können wir uns als ortsansässige Hersteller präsentieren."

Und das lockte offenbar nicht nur Kunden aus der Klingenstadt oder der näheren Umgebung an: "Zur Veranstaltung kommen sehr viele Besucher von auswärts, darunter auch aus Süddeutschland oder sogar Belgien", betonte etwa Thomas Schmitz, Versandleiter beim Unternehmen Felix Solingen, das gewissermaßen zu den Urgesteinen des Marktes gehört. Kochmesser, aber auch Magnetmesserblöcke stünden bei vielen Kunden auf der Einkaufsliste, berichtete Schmitz am Stand seiner Firma.

Eine praktische Möglichkeit, zahlreiche Hersteller auf einem Fleck anzutreffen, war der Markt aber auch für Irene Kettenbach: Die Geschäftsführerin des gleichnamigen Immobilienunternehmens sprach sämtliche Aussteller an und hinterlegte bei ihnen Briefe, die sie mit Karen Odenius vom Stadtteilbüro Nordstadt der AWO vorbereitet hatte. Darin wirbt sie um Unterstützung für eine Idee, mit der die unter Leerständen und Billigläden leidende Innenstadt aufgewertet werden soll. Ihr Ansatz: Die Schneidwarenanbieter sollen in Zukunft geballte Präsenz in Ladenlokalen in der Stadtmitte zeigen - zusätzlich zu ihren Lagerverkäufen, die auf das ganze Stadtgebiet verteilt sind.

Ob das klappt, ist offen: "Wir hatten drei rigide Ablehnungen", berichtete Kettenbach, "viele andere Aussteller standen der Sache aufgeschlossen gegenüber, sind aber auch skeptisch." Ein runder Tisch soll interessierte Hersteller zusammenbringen. Eine Rückmeldung erwarten die Initiatoren des Projekts bis Anfang Dezember.

(RP)
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