Solingen Gräfrather Traditionspflege in der nächsten Generation

Solingen · Wie in anderen Brauchtumsvereinen ist die Jugend auch in der Arbeitsgemeinschaft Gräfrather Vereine (ARGE) unterrepräsentiert. Doch der Nachwuchs langjähriger Ehrenamtler macht Hoffnung.

 Eifert bei der Arbeitsgemeinschaft Gräfrather Vereine seinem Vater Thomas nach: Manuel Friedrichs in der Schliepertracht.

Eifert bei der Arbeitsgemeinschaft Gräfrather Vereine seinem Vater Thomas nach: Manuel Friedrichs in der Schliepertracht.

Foto: Peter Meuter

Die Schliepertracht passt ihm wie angegossen - auch, wenn es nicht die eigene ist. "Die gehört eigentlich meinem Vater", erklärt Manuel Friedrichs. Die blau-rote Kluft, die zur Solinger Folklore genauso gehört wie die Lederhose zu Bayern, gibt den Gästen des Gräfrather Marktfestes in jedem Jahr zu erkennen, wer zu den Organisatoren von der Arbeitsgemeinschaft Gräfrather Vereine (ARGE) gehört. "So können uns die Leute vor Ort ansprechen und Anregungen liefern", sagt Friedrichs.

Seit vergangenem Jahr teilt sich der 21-Jährige die technische Leitung im Zusammenschluss der Institutionen des Stadtteils mit seinem Vater, dem langjährigen Ehrenamtler Thomas Friedrichs. Und über diesen hatte der Student für Sicherheitstechnik schon früh Kontakt zum Gräfrather Brauchtum: "Ich bin damit aufgewachsen und kann mich an kein Jahr ohne das Marktfest erinnern", erzählt er.

Nach und nach rutschte er auf diese Weise auch in die ARGE hinein: "Anfangs habe ich nur die Glühbirnen in der Lichterkette eingedreht und Werkzeug angereicht." Später wurden die Tätigkeiten umfangreicher und komplexer. Und inzwischen gilt es, die Bühne, demnächst für das Maiansingen des Heimatvereins am 30. April, aufzubauen, Material zu transportieren und verschiedene Arbeiten zu koordinieren.

Über fehlende Helfer kann sich die ARGE eigentlich nicht beklagen, immerhin verfügt sie über einen traditionell großen Pool von Unterstützern aus den angeschlossenen Vereinen. Die Altersverteilung - und das deckt sich offensichtlich mit den Erfahrungen vieler anderer Brauchtumsvereine - spricht jedoch eine klare Sprache: Die Gruppe der unter 35-Jährigen sei insgesamt deutlich unterrepräsentiert, sagt ARGE-Vorstandssprecher Dragan Denic. Der 60-Jährige engagiert sich seit 35 Jahren in der Gemeinschaft, deren Vorsitz er im vergangenen Jahr aus beruflichen Gründen abgab. In der Entwicklung der Arbeitswelt sieht er auch einen Grund für die Veränderungen im Vereinsleben: "Heute müssen die Menschen insgesamt weiter zur Arbeit fahren", sagt er. Zudem hätten ortsansässige Arbeitgeber in der Vergangenheit das Engagement für den Verein mehr unterstützt. Auch sei die Bindung an die Gruppe früher oftmals intensiver gewesen: "Es gibt viele Mitstreiter, die uns bei besonderen Sachen helfen, aber deshalb nicht unbedingt dauerhaft einem Verein beitreten wollen." Sorgen müsse sich die ARGE deshalb aber nicht machen. Zumal sich auch Teile des eigenen Nachwuchses der Pflege von Gräfrather Traditionen verschrieben haben.

Zum Beispiel Denics Sohn Florijan. Der kümmert sich bei Veranstaltungen um die Tontechnik - gemeinsam mit Bastian Schurr, Spross von ARGE-Vorstand Helmut Schurr. "Neu ist, dass sich auch junge Flüchtlinge in die Arbeit mit einbringen", freut sich Denic - zum Beispiel bei der Montage der Adventsbeleuchtung. Von der Einbindung des Nachwuchses in die Aktivitäten der ARGE erhofft sich Dragan Denic einen "Synergieeffekt": "Schließlich ist es einfacher, wenn sich die jüngeren Leute gegenseitig ansprechen, als dass wir älteren das versuchen."

Sechs bis sieben Tage Aufbau für Veranstaltungen, Vorstandssitzungen und Besprechungen gehörten zu seinem Alltag in der ARGE, erklärt derweil Manuel Friedrichs. Ganz damit getan ist es freilich nicht: "Man denkt immer drüber nach, was man noch verbessern kann, außerdem stehen natürlich auch Reparaturarbeiten auf dem Programm."

Wohin es den 21-Jährigen im Berufsleben einmal verschlagen wird, lässt sich natürlich nicht zweifelsfrei sagen. "Es würde mich aber nicht stören, weiter in Gräfrath zu leben", gibt er eine verstohlene Liebeserklärung für seinen Stadtteil ab. Und an die eigene Schliepertracht hat er auch schon gedacht: "Ich bin gerade dabei, mir selbst eine zu organisieren."

(ied)
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