Solingen Glückliche Gesichter auch bei der Tafel

Solingen · Bei der "Aktion Wunschzettel" haben viele Flüchtlingskinder ihre Geschenke direkt in den Räumlichkeiten der Einrichtung erhalten.

Die Frau strahlt, als sie kurz vor Weihnachten das in dunkelgrünem Papier eingewickelte Geschenk von Brigitte Funk, der Vorsitzenden der Solinger Tafel, entgegennimmt. Dabei kann auch die liebevolle Verpackung nicht verhüllen, was sich in dem kugelrunden Präsent verbirgt: Ein Fußball für den sechsjährigen Sohn der Armenierin, die mit ihrer Familie erst seit kurzer Zeit in Deutschland ist.

Wie der kleine Junge haben in diesem Jahr rund 100 Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die erst wenige Wochen in Solingen sind, im Rahmen der "Aktion Wunschzettel" Geschenke bekommen. Aufgrund großer sprachlicher Barrieren haben sie ihre Geschenke nicht bei der großen Bescherung im Konzertsaal erhalten, sondern sie in den vergangenen Tagen direkt im Tafel-Laden von Brigitte Funk und ihren Mitarbeitern überreicht bekommen.

"Wir haben etliche Geschenke herausgeben können. Oft kommen die Eltern alleine, haben dann aber die Päckchen für die Kinder mitgenommen", erzählt Brigitte Funk. In einem Nebenraum des Tafel-Ladens stapeln sich die liebevoll eingepackten und verzierten Überraschungen für die Flüchtlingskinder, die oftmals so gar nichts haben, wenn sie hier ankommen: Viele Fußbälle sind dabei, aber auch Kuscheltiere, Puppen oder Spielzeugautos. "Danke", sagt ein Vater aus dem Irak und lächelt schüchtern, als er die Geschenke für den fünfjährigen Sohn und die siebenjährige Tochter überreicht bekommt. Auch Familien, die erst so kurz in der Klingenstadt sind, dass sie aufgrund der Anmeldefrist für die "Aktion Wunschzettel" daran nicht teilnehmen konnten, bekommen eine Weihnachtsüberraschung: Ihre Kinder erhalten die von den Schülern des Offenen Ganztags und der Schulkinderbetreuung der Grundschule Gerberstraße gepackten Geschenke mit Spielzeug und Süßigkeiten (wir berichteten).

Für das ehrenamtliche Team der Tafel ist die Ausgabe der Geschenke eine Zusatzaufgabe, für die sich die Mitarbeiter dennoch viel Zeit genommen haben - und das, obwohl sie bereits mit dem Tagesgeschäft alle Hände voll zu tun haben: Rund 1500 Familien sind derzeit gemeldet, etwas weniger als die Hälfte davon Flüchtlingsfamilien. Seit der vergangenen Woche und bis zum 6. Januar gilt ein Aufnahmestopp für Neukunden. Eine Situation, die Brigitte Funk eigentlich um jeden Preis verhindern wollte: "Doch die Zahlen der Neukunden haben einen neuen Höchststand erreicht." Sowohl die Lebensmittel- als auch die personellen Kapazitäten waren nahezu erschöpft. Denn bis zu 20 Familien haben sich in den vergangenen Wochen jeden Tag neu angemeldet, das war früher einmal die Monatsquote. "Anfang 2016 müssen wir dann schauen, wie es weitergeht", sagt Funk.

(RP)
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