Solingen Geschichten mit unerwarteten Pointen in der Cobra

Solingen · Eigentlich sollte der Kabarettist, Poetry Slamer beziehungsweise Geschichtenerzähler schon im Januar in der Cobra auftreten. Aber eine Grippe hielt damals den fantasievollen Satiriker ans Bett gefesselt. Da war es nur logisch, dass der Publikumsmagnet beim Nachholtermin am Dienstagabend im ausverkauften Saal das Publikum auch im Mai noch mit "Frohes Neues Jahr" begrüßte.

Torsten Sträter hat mit seiner guten Mischung aus Comedy und Lesung ein neues Genre erfunden, mit dem er auch in Funk und Fernsehen großen Erfolg hat. Mit trockener, lakonischer Sprechweise liest er die wahnwitzigsten Geschichten vor, und lässt mit einem letzten Dreh sein Publikum immer auf dem falschen, aber quietschfidelen Fuß stehen.

In der Cobra blieb aber in der ersten Stunde das Notebook erst einmal dunkel, denn Torsten Sträter hatte viel aus dem Stegreif zu erzählen. Und diese Geschichten haben stets mehrere Ebenen und enden nach langem Spannungsaufbau in unerwarteten Pointen.

Sein Markenzeichen ist die schwarze Mütze, "die trage ich aber nur, weil ich so viel schwitze, und dafür sorgt eben die Mütze". Verstehen muss man diese Information wie auch die vielen anderen Windungen seiner Erzählungen kaum, dazu kommt es auch nicht, denn das Publikum hat einfach ausreichend Zeit nötig, um über die zahlreichen Wortspiele zu lachen.

Drei Grundängste hat der feinsinnige Literat: Furcht vorm Fliegen, Angst vor Haien und Bammel vor der Blutabnahme. "Wenn dann mein Flugzeug abstürzt, und die Haie mir Blut abnehmen, dann sind meine Ängste schon berechtigt." Sätze wie dieser kommen am laufenden Band.

Kaum beginnt er mit einer Geschichte, schon landet er bei den Ruhrpott-Weisheiten seiner geliebten Oma, um gleich darauf wieder die Schilderung seiner hanebüchenen Erlebnisse rund um ein Gastspiel in der teuren Schweiz fortzusetzen. Aber auch in seinem Alltag findet Sträter jede Menge Stoff für ausufernde Geschichten. Ebenso wollte er von den Besuchern im Saal Details ihres Lebens wissen - und ließ dazu oft das Licht hoch und runter dimmen.

Das Solinger Publikum war für persönliche Beichten nicht allzu bereit, aber mit einer Zahnarzthelferin, einem Chirurgen und einem Gerichtsvollzieher hatte Sträter schon genug Partner im Saal, an denen er sich reiben konnte.

Sträter, gebürtiger Dortmunder und Jahrgang 1966, hat auch Ratschläge für die Jugend parat: "Fahren sie wie ich damals mit dem Bus nach Lloret de Mar, da gibt es Angebote für 14 Tage Urlaub mit fünf Übernachtungen."

Torsten Sträter hatte es in der Cobra nicht eilig, erst nach über drei Stunden und der letzten Geschichte verordnete der vielseitige Wortartist dann doch seinem Gehirn eine Ruhepause, klappte sein Notebook zu, und machte das Licht aus. Aber seine Geschichten werden sicher in den Köpfen seines Publikums weiter wirken - und dort noch lange für Verwirrung sorgen.

(wgu)
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