Solingen George Grosz im Zentrum für Verfolgte Künste

Solingen · Selten gezeigte Exponate aus dem Nachlass von George Grosz und aus Privatbesitz zeigt das Zentrum für Verfolgte Künste im Kunstmuseum ab 3. Mai. Gastkurator Ralph Jentsch setzt die Werke George Grosz' zu Alltag, Bühne und Buch der Jahre 1914 bis 1931 zueinander in Beziehung. Dem Besucher eröffnet sich ein neuer Blick auf das Gesamtwerk des großen Dadaisten Grosz.

 Tierfiguren von George Grosz.

Tierfiguren von George Grosz.

Foto: Kunstmuseum

George Grosz (1893 - 1959) ist vor allem wegen seiner gesellschaftskritischen Gemälde und Zeichnungen aus dem Berlin der Zwanziger Jahre einer der bedeutendsten Künstler seiner Zeit. Für ihn typische Sujets sind die Großstadtszenerien mit all ihren menschlichen Irrungen wie Standesdünkel, Prostitution, Verelendung, Gewalt bis hin zu Mord und Krieg. Er beschreibt Klassengegensätze und bezieht dabei klar Stellung. Er verspottet mit seinen Bildern die herrschenden Kreise der Weimarer Republik: Politik, Wirtschaft, Militär, Justiz und Klerus. Grosz war wesentlicher Teil der Berliner Dada-Szene. Unter anderem organisierte er 1920 die Erste Internationale Dada-Messe in Berlin mit und stellte dort aus. 1920, 1922 und 1928 musste er sich vor Gericht für die Mappenwerke "Gott mit uns", "Ecce Homo" und "Hintergrund" verantworten. Letztere erschien zur Aufführung "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" und enthält die bekannte kleine Zeichnung "Maul halten und weiter dienen", die auch als "Christus mit der Gasmaske" bekannt wurde und zu einem der längsten Prozesse der Weimarer Republik führte. Alle diese Mappenwerke werden in der Ausstellung gezeigt. Demjenigen, dem der Dadakünstler und Gesellschaftskritiker Grosz eine vertraute Größe ist, der mag verwundert sein angesichts der ausgestellten Bühnenbild- und Kostümentwürfe dieses Künstlers. Hier hat seine Phantasie Raum, hier zeigt sich in Aquarellen seine ausdrucksstarke Farbwahl. Der skandalumwitterte Grosz arbeitete dabei mit den Großen der Literatur- und Theaterwelt zusammen: für Stücke von Yvan Goll, Georg Kaiser, George Bernhard Shaw, Arnold Zweig und Jaroslav Haek - und für legendäre Bühnen wie die Volksbühne und das Theater am Nollendorfplatz in Berlin von Erwin Piscator. 1932 erhielt Grosz einen Lehrauftrag an der New Yorker Art Students League. Am 12. Januar 1933 emigrierte er in die USA. Viele seiner Bilder wurden anschließend im Dritten Reich als "Entartete Kunst" diffamiert. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog der für 25 Euro im Musseumsshop erhältlich ist.

Ausstellung George Grosz. Alltag und Bühne - Berlin 1914-1931. 3. Mai bis 14. Juni, Kunstmuseum Solingen.

(aki)
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