Jan Boomers Gemeinsam für den Schutz der Wupper

Solingen · Seit Ende 2014 ist die "naturschutzbezogene Qualifikation zum Bootsführer" für Sportler, die die Wupper befahren wollen, Pflicht. Der Geschäftsführer der Biologischen Station erklärt die Hintergründe des Wupperführerscheins.

Herr Dr. Boomers, was genau ist der Wupperführerschein?

Boomers Die Bezeichnung ist keine offizielle, prägt sich aber gut ein. Seit Mitte Dezember letzten Jahres ist der Landschaftsplan "Burscheid und Leichlingen"" des Rheinisch-Bergischen-Kreises mit den entsprechenden Regelungen für das Naturschutzgebiet "Wupper und Wupperhänge mit Seitensiefen" rechtskräftig. Die "naturschutzbezogene Qualifizierung zum Bootsführer", wie der Lehrgang eigentlich heißt, ermöglicht das Befahren der Wupper im Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet zwischen Müngsten und Leverkusen. Er erfolgt in Kooperation des Wupperverbandes, der Städte Remscheid, Solingen, Leverkusen und des Rheinisch- Bergischen Kreises und wird derzeit von uns als Biologische Station Mittlere Wupper angeboten.

Für wen ist ein solcher Bootsführerschein-Lehrgang inzwischen unumgänglich?

Boomers Die Qualifikationsmaßnahme richtet sich an alle Bootssportler, die dieses Gebiet befahren möchten. Dabei ist es egal, ob es sich um Hobby-Fahrer oder um professionelle Anbieter von Kanutouren handelt. Ein qualifizierter Bootführer ist ab dem ersten Boot erforderlich. Dies gilt auch für Einzelfahrer.

Gab es schon immer eine solche Verpflichtung?

Boomers Nein, aber wir bieten den Kurs bereits seit 2012 erfolgreich an. Damals war er noch freiwillig.

Warum ist eine solche Qualifizierungsmaßnahme so wichtig?

Boomers In dem eintägigen Kurs lernen die Teilnehmer die Spielregeln für Naturschutz und Freizeitnutzung auf und an der Wupper kennen. Sie sollen zeigen, dass sie ihr Sportgerät im Sinne des Schutzes der heimischen Flora und Fauna beherrschen und die Tier- und Pflanzenwelt der Wupper und ihrer Umgebung kennen.

Hat sich in den letzten Jahren etwas an dem Naturraum geändert?

Boomers Die Wupper ist erfreulicherweise sauberer geworden. Umso bedeutender ist es, die sensible Tier- und Pflanzenwelt zu schützen. Oft werden aus Unwissenheit große Schäden angerichtet und es besteht die Gefahr, durch den Bootsverkehr Lebensräume heimischer Tiere und Pflanzen zu zerstören. Vögel können bei der Aufzucht ihrer Jungen gestört werden und Paddel können Laichplätze von Fischen zerstören.

Welche Tier- und Pflanzenarten sind in und rund um die Wupper besonders zu nennen?

Boomers Wir freuen uns sehr über die große Vielfalt. Im Lebensraum Wupper ist natürlich der Eisvogel angesiedelt, aber auch viele Gänse- und Entenvögel, Fischarten wie Groppe und Lachs, Insekten wie verschiedene Libellenarten und nicht zu vergessen seltene Wasserpflanzen.

Wie läuft die "naturschutzbezogene Qualifikation zum Bootsführer" genau ab?

Boomers Es handelt sich dabei um ein eintägiges Seminar, an dem nach Voranmeldung jeder teilnehmen kann. Die Plätze sind allerdings begehrt und beispielsweise für den August schon ausgebucht. Der Kurs gliedert sich in einen theoretischen Teil am Vormittag und einen praktischen am Nachmittag. Vormittags informieren wir zunächst über die rechtlichen Hintergründe, die Flora und Fauna rund um die Wupper und darüber, wie man "den Fluss lesen kann", also wie es möglich ist, beispielsweise dessen Tiefen zu erkennen. Am Nachmittag geht es dann in Zweier- und Dreier-Kanadiern, die die Kölner Sporthochschule stellt, auf die Wupper. Hier sollen sie lernen, wie man fährt, um auf Tiere, Pflanzen und deren Lebensräume Rücksicht zu nehmen.

Welche Leute nehmen teil?

Boomers Die Bandbreite der Interessenten ist groß und umfasst alle Altersklassen und Wissensstände vom Hobbypaddler bis zum Profi.

Wie reagieren die Bootssportler auf den nun verpflichtenden Qualifikationslehrgang?

Boomers Sehr verständnisvoll und interessiert. Die Kurse verlaufen sehr angenehm, die Bootsfahrer und uns verbindet ein gemeinsames Ziel: Die Liebe zur Natur und ihr Schutz.

PIA BERGMEISTER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(pbm)
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