Solingen Gefahr vor Schulen durch Elterntaxis

Solingen · Mit einer Sicherheitsaktion zum Unterrichtsstart appellieren Politessen, das Kind nicht direkt bis vors Schultor zu chauffieren. Doch dies ist zunehmend der Fall. Auch die Polizei bestätigt: "Elterntaxis sind ein Problem."

 Carmen Hillen vom Ordnungsamt weist einen Autofahrer auf die Gefahren hin, wenn er - so wie hier - direkt vor der Grundschule Schützenstraße hält. Sie erlebt in solchen Situationen allerdings meistens uneinsichtige Chauffeure der Elterntaxis.

Carmen Hillen vom Ordnungsamt weist einen Autofahrer auf die Gefahren hin, wenn er - so wie hier - direkt vor der Grundschule Schützenstraße hält. Sie erlebt in solchen Situationen allerdings meistens uneinsichtige Chauffeure der Elterntaxis.

Foto: Stephan Köhlen

Der Autofahrer bremst ab - und zögert. Dann fährt er weiter, weil er Carmen Hillen von der Verkehrsüberwachung des Ordnungsamtes sowie Polizist Thorsten Herrmann vor der Grundschule Schützenstraße erkannt hat. Bestimmt wollte der Mann im Pkw das Kind auf dem Rücksitz rasch direkt vor dem Schultor aussteigen lassen. Vielleicht hätte er sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, den Wagen auf den Bürgersteig zu lenken, sondern einfach am Straßenrand angehalten.

Thorsten Herrmann hat sein Polizeimotorrad gestern Morgen bei der Sicherheitsaktion zum Schulstart extra gleich neben dem Zugang zum Pausenhof abgestellt, damit es gesehen wird. Das wirkt.

Ein Problem, das von Jahr zu Jahr vor Schulen immer akuter wird, sind Elterntaxis. "Am liebsten würden sie ihr Kind mit dem Auto bis in die Klasse bringen", erlebt Carmen Hillen die Situation.

Politessen der Stadt und die Polizei sind zum Unterrichtsstart nach den Sommerferien jetzt insbesondere vor Schulen präsent, um für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen. So wie vor der Grundschule Schützenstraße standen die Politessen gestern noch vor fünf weiteren Grundschulen, sprachen Eltern und Autofahrer an, klärten über die Gefahren auf. Knöllchen werden in den ersten Tagen freilich nicht verteilt. Ab Mittwoch nächster Woche bleibt es allerdings nicht bei freundlichen Hinweisen: Wer mit dem Wagen im Halteverbot vor einer Schule hält, zahlt zehn Euro; wer dort parkt, also das Auto verlässt, findet beim Zurückkommen ein Knöllchen über 15 Euro unter dem Scheibenwischer.

Zusätzlich postiert die Stadt in diesen Tagen vor Unterrichtsgebäuden beziehungsweise an Schulwegen einen dritten Radarwagen. Der blitzt scharf.

Wer sein Kind noch zur Schule gehen lässt oder in der Anfangszeit nach den großen Ferien zu Fuß begleitet, ärgert sich über die vielen Elterntaxis, so wie die Mutter, die gestern ihre Tochter zur Grundschule Schützenstraße begleitete. "Das muss einfach nicht sein. Es gibt doch genug Möglichkeiten, mit dem Wagen ein Stückchen weiter weg anzuhalten."

Generell besteht vor jeder Schule in Solingen Halteverbot. Doch morgens zum Unterrichtsstart, aber auch nach der letzten Stunde am Mittag beziehungsweise Nachmittag herrscht mitunter Rushhour vor den Schultoren. Carmen Hillen und ihre Politessen-Kolleginnen erleben deshalb immer wieder gefährliche Verkehrssituationen. Gerade die kleinen Grundschulkinder können wegen der haltenden Fahrzeuge die Straße nicht richtig überblicken; auch werden sie von anderen Autofahrern dann beim Überqueren der Fahrbahn nicht frühzeitig gesehen. Besonders heikel wird es, wenn vor einer Schule sogar auf beiden Straßenseiten gehalten wird.

"Eltern sehen das meistens nicht ein", erlebt Carmen Hillen, wenn sie einen Vater oder eine Mutter hinter dem Steuer vor dem Schultor daraufhin anspricht. Ihre Beobachtung vor Grundschulen: Immer mehr Kinder werden mit dem Auto zur Schule gebracht; jedes zweite Kind wird inzwischen chauffiert. Vielfach kommen die Eltern auf den letzten Drücker, müssen schnell weiter zur Arbeit oder das Geschwisterkind noch rasch zur Kita bringen.

Elterntaxis sind ein Problem. Das bestätigt auch Polizei-Verkehrserzieher Uli Schulte. Die Verkehrswacht warnt: "Das Problem der Elterntaxis vor den Schulen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen", erklärt Vorsitzender Karl-Heinz Sturm. "Selbst Kinder, die nicht weit entfernt von der Schule wohnen, kommen mit dem Auto. Dieser Trend muss sich umkehren - im Sinne unserer Kinder."

(RP)
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