Solingen Fußball verbindet am Weyersberg zwei Welten

Solingen · Die TG Burg bietet ein wöchentliches Fußballtraining für Flüchtlinge an.

Sobald der Ball rollte, war alles wie an jedem anderen Trainingstag am Weyersberg: Ausrufe wie "Oh, mein Gott" hallten über den Kunstrasenplatz, auf dem sonst der FC Britannia seine Heimspiele austrägt. Und doch: Die Spieler, die auf dem Feld ihre fußballerischen Fertigkeiten zeigten, hatten einen anderen Erfahrungshorizont als die meisten, die auf der Anlage üblicherweise ihre Schuhe schnüren. Sie stammen aus Ländern wie Gambia, Eritrea oder Guinea und haben eine gefahrvolle Flucht hinter sich.

"Die jungen Leute, die zu uns kommen, sind zwischen 18 und 25 Jahre alt", berichtet Klaus Hinger, Vorsitzender der Turngemeinde (TG) Burg. Seit drei Wochen bietet der Verein an jedem Mittwochvormittag sein Fußballtraining für Flüchtlinge an - und freut sich bereits über eine rege Nachfrage: "An den ersten beiden Terminen hatten wir elf oder zwölf Teilnehmer", erzählt Frank Hildebrandt, der bei der TG Burg die Abteilung Freizeitsport leitet. Für sein Angebot warb der Verein unter anderem mit Flyern, die eine Sozialarbeiterin in den Flüchtlingseinrichtungen verteilte: "Die hat man ihr förmlich aus der Hand gerissen", sagt Hinger.

Viel Anleitung brauchten die Jugendlichen nicht. Einer von ihnen nahm sofort das Aufwärmtraining in die Hand, dann bildeten sich zwei Mannschaften. Einige der Spieler waren bereits im Verein aktiv, wie der 18-jährige Mohamed aus Guinea. Sein Altersgenosse Hamsa aus Eritrea, den er aus einer Solinger Flüchtlingsunterkunft kennt, steht ihm in Sachen Technik in nichts nach. "Mit der Kugel umgehen können die alle", sagt Frank Hildebrandt. Die TG Burg würde gern einige der jungen Sportler in den Verein integrieren. Um sie in die Mannschaft aufzunehmen und am Spielbetrieb teilhaben lassen zu können, gilt es allerdings einige Hürden zu überwinden: Über DFB und FIFA muss der jeweilige Landesverband beim Heimatverband der Spieler einen internationalen Freigabeschein beantragen, um sicherzustellen, dass es weltweit nur eine Spielberechtigung gibt.

"Das sind alles nette Leute", sagt Klaus Hinger für die Jugendlichen, deren ausgesprochen faires Miteinander auf und neben dem Fußballplatz er lobt. Eine Sprachbarriere spielt beim Umgang zwischen Betreuern und Spielern keine große Rolle: "Am ersten Tag habe ich eine Rede im besten Oxford-Englisch vorbereitet", verrät Hinger. Aber die Teilnehmer beherrschten auch ein bisschen deutsch. Und die Sprache auf dem Fußballplatz verstehen ohnehin alle.

(ied)
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