Solingen Fulminantes zehntes Philharmonisches Konzert

Solingen · Während das EM-Public-Viewing im Konzertsaal in die Schlussphase ging, lieferten die Bergischen Symphoniker im Pina-Bausch-Saal ein brillantes zehntes Philharmonisches Konzert ab, vielleicht das beste der Saison. Astrid Kordak hatte alle gut vorbereitet: "Feux d´artifice - ein Feuerwerk kommt auf Sie zu." Meisterwerke von Ravel und Debussy sowie ein Konzert des Finnen Magnus Lindberg setzten starke Akzente. Gastsolist war der international gefeierte Klarinettist Sebastian Manz.

Ravels Tombeau de Couperin, eine Trauermusik für gefallene Soldaten des Ersten Weltkriegs, floss wunderschön natürlich dahin: nuanciert, farbenreich, elegant, klanglich ausgewogen, technisch souverän und kompakt - getragen von einem melancholischen Unterton, der nie dominierte und sich stets in der Schwebe hielt. Herrlich der erste Teil mit seinen fließenden Bläsern, die kontrastierten zu filigranen Streichercrescendi und mit diesen in einen starken Dialog traten.

Im zweiten klang Couperins berühmte E-Dur-Forlane durch, poetisch, schön rhythmisiert, mit kraftvollen Bläsern, allerdings nicht immer ganz sauberen Streichern. Die entwickelten im dritten Satz eine wundervoll atmende, von guten Solostimmen kontrastierte Dynamik. Das abschließende Rigaudon war ein lebendiges, dank dem nicht überzogenen "vivace" klar und sauber akzentuiertes Finale. Eine runde, geschlossene Darbietung.

Anschließend betrat Sebastian Manz das Podium und demonstrierte mit dem Klarinettenkonzert des Finnen Magnus Lindberg, wie packend und gut hörbar die Moderne sein kann. Das Konzert war ein Feuerwerk solistischer Leidenschaft - dramatisch, extrovertiert, expressiv, aber auch melodiös und elegisch. Manz meisterte seinen mit Läufen, Skalen und Intervallsprüngen gespickten Solopart mit spielerischer Leichtigkeit und bewies viel Sensitivität für die lyrischen Facetten des Konzerts.

Das von GMD Kuhn sicher geführte Orchester war ebenbürtiger Partner des Solisten, setzte dynamische, auch im fortissimo saubere, dramaturgisch toll entwickelte Akzente, kompakt und punktgenau, drängte nie, ließ sich ein in einen vielschichtigen Dialog mit dem Solisten. Große Momente waren die elegischen Passagen, die in ihrer vorwärtstreibenden, Solo- und Orchester verzahnenden Emotionalität an die Konzerte von Prokofieff und Gershwin erinnerten.

Für Riesenbeifall bedankte sich Manz mit einem kurzen Stück aus der Feder Strawinskys. Dann gab es noch einmal Klangmagie pur. Debussys "La Mer" war ein betörendes, souverän und stimmig serviertes Konzertereignis, fast überirdisch schön. Ein stimmungsvoller, von klar konturierten Streicher-Bläser-Wechseln erzeugter Spannungsbogen ließ einen kontrast- und nuancenreichen Sonnenaufgang über dem Meer entstehen, entwickelte ein lebendiges Spiel der Wellen, ließ Wind und Wasser plaudern und ein elegisches Motiv hochleben, das zum Schluss im Meer versank. Das war Klang satt: große Musik, vollendet dargeboten.

(RP)
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