Solingen Führungen durch die Stadtteile

Solingen · 2300 Teilnehmern haben die Ehrenamtler der Interessengemeinschaft Stadtführungen 2014 Solingen gezeigt. Drei Themenschwerpunkte, unter anderem Führungen zu den Stolpersteinen, sind dieses Jahr geplant.

Wenn Debbie Little, Horst Rosenstock und Dietmar Vogt an die vergangenen elf Jahre als Stadtführer in der Interessengemeinschaft Stadtführungen denken, dann sprudeln die Geschichten nur so hervor: Geschichten von Führungen für die 200 Mitarbeiter eines Unternehmens bei einer Betriebsfeier, die mit zehn Bussen koordiniert werden mussten; Geschichten von 160 Mitgliedern der Landesregierung, denen sie Gräfrath gezeigt haben; Geschichten von inklusiven Stadtrundfahrten für Behinderte und Nicht-Behinderte; und von den regelmäßigen Führungen für Gruppen vom Blinden- und Sehbehindertenverein. "Das sind natürlich Führungen, die besondere Ansprüche an uns stellen. Man muss eine sehr bilderreiche Sprache entwickeln, den Leuten Gelegenheit geben, Dinge zu fühlen, beispielsweise die Bruchsteine von Schloss Burg", sagt Horst Rosenstock.

Hinzu kommen die offenen Führungen zu ganz verschiedenen Themen, die die 16 Stadtführer regelmäßig anbieten. Mit großem Erfolg: Insgesamt 2300 Teilnehmern haben sie im vergangenen Jahr Stadtteile, Denkmäler, Landschaft oder Architektur gezeigt, 1700 davon in Gruppenführungen. 2013 waren es insgesamt 1570 Teilnehmer, 1250 davon in einer Gruppe.

Angefangen hat die Interessengemeinschaft 2004 mit gerade einmal 700 Teilnehmern - und der noch offenen Frage, wie die Idee von Stadtführungen in der Klingenstadt wohl ankommen würde. "Was sich daraus entwickelt, war über weite Strecken ja gar nicht klar", sagt Dietmar Vogt. "Doch wenn man die aktuellen Zahlen sieht, kann man nur ein positives Fazit ziehen." Dies unterlegt er mit einer Rechnung: Wenn jeder der 1700 Teilnehmer einer Gruppenführung im vergangenen Jahr bei Essen und Einkäufen 40 Euro in Solingen gelassen habe, komme man insgesamt auf eine Summe von 68 000 Euro.

Das Angebot der Interessengemeinschaft ist breit: Es reicht von Führungen durch die Stadtteile, Bachtäler, Kotten, Mühlen oder Hämmer über Stadtrundfahrten mit oder ohne Museumsbesuche, Werksverkäufe oder Betriebsbesichtigungen bis hin zu Rundfahrten durch die Nachbarstädte oder kombinierte Führungen mit Obus, Eisenbahn und Schwebebahn. Die Teilnehmer der Gruppenführungen, sagt Dietmar Vogt, kämen unter anderem von Familienfeiern und Betriebsausflügen, als Busgruppen von Reiseunternehmen, von Vereinen und Einrichtungen oder auch von offiziellen Besuchergruppen. "Die Führungen können dabei auch auf Englisch, Französisch, Niederländisch, Schwedisch, Spanisch und Platt angeboten werden", so Vogt.

Drei thematische Schwerpunkte haben die ehrenamtlichen Stadtführer sich für dieses Jahr bei ihren offenen Führungen gesetzt: Führungen zu den Stolpersteinen, die als Erinnerung an die Opfer der NS-Diktatur in Ohligs verlegt sind (15. August); die dreiteilige Thementour Wasser-Trio, die sich dem Wasser in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen widmet (Trinkwasser: 20. April; Abwasser: 7. Mai; Wupperwasser: 9. Mai); und Führungen zu und in Stadtteilen, die sonst nicht so stark im Fokus stehen.

Zu einer der ersten dieser Stadtteilführungen kamen Ende des vergangenen Monats 72 Teilnehmer nach Höhscheid. "Das Jahr ist gut angelaufen", freut sich Debbie Little von der Vermittlungsstelle der Interessengemeinschaft, die unter Telefon 628 01 zu erreichen. Dort können sich Interessenten beraten lassen.

Die Ansprüche der Teilnehmer, sagen die Stadtführer, haben sich mit den Jahren verändert: Habe am Anfang noch die Geschichtsvermittlung im Mittelpunkt gestanden, habe es sich zunehmend zum Wunsch nach Unterhaltung, nach einem netten Nachmittag gewandelt. "Stadtführungen sind heute Entertainment", sagt Horst Rosenstock.

(RP)
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