Solingen Flüchtlinge ziehen in Containerwohnungen

Solingen · Vertreter der Verwaltung stellten sich Anwohner-Fragen zu Unterkünften an der Beethovenstraße.

Ordnungsdezernent Jan Welzel hatte eine "offene Aussprache" gefordert. Und die Gäste in der Kantine der Stadtwerke nahmen wahrlich kein Blatt vor den Mund: "Was tue ich, wenn ich einen Flüchtling im Garten finde?", fragte ein Mann die Expertenrunde. Weniger theoretisch war dagegen das Anliegen einer Frau, die unmittelbar neben dem Standort für die Flüchtlingsunterkünfte an der Beethovenstraße wohnt. "Kommt da alle drei Tage mal eine Streife vorbei, um nach dem Rechten zu sehen, oder gibt es einen Sicherheitsdienst?"

"Es werden eigens dafür abgestellte Kräfte da sein", versicherte Welzel. Zwei Containermodule für jeweils bis zu 50 Menschen mit abgeschlossenen Wohneinheiten sollen bis Juni am ehemaligen Aldi-Markt an der Beethovenstraße entstehen.

Damit will die Verwaltung - analog zu den Holzhäusern an verschiedenen Orten der Stadt - weiter Wohnraum schaffen, um die als unwürdig angesehene Unterbringung in Hallen zu ersetzen. Der Aldi-Markt selbst, in dem ebenfalls bereits Flüchtlinge übernachteten, soll dabei künftig als Ort für Sprachkurse, Kinderbetreuung und andere Integrationsangebote dienen. Eine weitere Unterkunft für 70 bis 80 Menschen entsteht derweil einige hundert Meter weiter östlich an der Beethovenstraße in einem früheren Fitnessstudio. "Die Bauarbeiten sind dort in vollem Gange, so dass im April oder Mai die ersten Bewohner einziehen werden", berichtete Flüchtlingskoordinator Dirk Wagner. "Sind das nicht sehr viele Flüchtlinge auf einem Fleck?", gab ein Besucher des Infoabends zu bedenken. "Wir müssen stadtweit sehen, wo sich Möglichkeiten ergeben", entgegnete Wagner.

Langfristig will die Stadtverwaltung mit der Verstärkung des sozialen Wohnungsbaus Abhilfe schaffen. Die an verschiedenen Orten der Stadt entstehenden Holzhäuser etwa sollen danach anderweitig genutzt werden, ob als Wohnungen oder Kindertagesstätte ist noch offen. Derzeit leben in Solingen rund 2800 Flüchtlinge - darunter 1700 im laufenden Asylverfahren, 900 mit abgeschlossenen Asylverfahren und knapp 200 in den Landeseinrichtungen an der Goerdeler- und Monhofer Straße. 720 Flüchtlinge konnte die Stadt bis Anfang des Monats in Privatwohnungen unterbringen. Der Zuzug wird auch im laufenden Jahr weitergehen: Die Zuweisungsprognose geht von durchschnittlich 200 Menschen pro Monat aus.

Viele Gäste beschäftigte die Frage, wie man am besten mit den Neubürgern ins Gespräch kommen könne. So entstand im Verlauf des Abends die Idee einer Willkommensveranstaltung mit Beteiligung von Stadt und Anwohnern. Die Mitarbeiter der Verwaltung, unter ihnen auch Anne Wehkamp vom Stadtdienst Integration, versuchten zudem, auch die unterschiedlichen Sorgen und Bedenken der Zuhörer zu zerstreuen - mussten allerdings eine kleine Kommunikationspanne einräumen: Nicht alle Anwohner des Umfeldes hatten Einladungen für die Veranstaltung erhalten.

Gelegenheiten, sich über die Flüchtlingssituation in der Stadt zu informieren, wird es allerdings noch genug geben, wie Jan Welzel betonte: "Solche Veranstaltungen führen wir in allen Stadtteilen durch."

(ied)
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