Solingen Flüchtlinge verteilen Rosen in der City

Solingen · Mit einer besonderen Aktion haben sich Samstag 100 Menschen aus der Notstelle Zweigstraße für die Gastfreundschaft in Solingen bedankt. Sie verteilten in der City Blumen - und sorgten bei den so Beschenkten vielfach für Rührung.

Mit Rosen und selbst beschriebenen Plakaten brachten die Flüchtlinge, vornehmlich Syrer, ihre Dankbarkeit zum Ausdruck. Initiiert wurde die Aktion von Abed Alkhalaf (M., mit Bart).

Mit Rosen und selbst beschriebenen Plakaten brachten die Flüchtlinge, vornehmlich Syrer, ihre Dankbarkeit zum Ausdruck. Initiiert wurde die Aktion von Abed Alkhalaf (M., mit Bart).

Foto: Stephan Köhlen

Es war eine besondere Geste. Rund 100 Flüchtlinge, die zurzeit in der Notaufnahmestelle an der Zweigstraße untergebracht sind, haben am Samstagnachmittag in der Solinger Innenstadt rote Rosen an Passanten verteilt. Mit der Aktion, die von den Flüchtlingen selbst initiiert worden war, wollten sich die zumeist aus Syrien stammenden Menschen für die Hilfe bedanken, die ihnen bislang in der Klingenstadt zuteilwurde.

"Wir sind in Deutschland und auch in Solingen ganz toll aufgenommen worden", sagte Abed Alkhalaf, der die Verteilung der Blumen organisiert hatte. Der Mediziner stammt aus einer Stadt im heftig umkämpften Nordwesten Syriens und lebt seit Anfang September in der Notunterkunft an der Zweigstraße, wo er als einer der ersten Flüchtlinge einzog. Zuvor hatte sich Alkhalaf mehrere Wochen auf einer gefährlichen Flucht aus der Heimat befunden, war bei der Fahrt über das Mittelmeer in einem kaum seetüchtigen Boot in Lebensgefahr geraten.

Umso glücklicher waren er und seine Mitflüchtlinge, als sie Europa und endlich die Bundesrepublik erreichten. "Der Empfang, der uns schon bei der ersten Ankunft in München bereitet wurde, war einfach überwältigend. Wir sind der deutschen Regierung, aber vor allem auch der Bevölkerung in Deutschland sehr dankbar für diese großartige Hilfe", sagte Abed Alkhalaf.

Schnell war dem 44-Jährigen darum bewusst, dass er sich für die ihm und seinen Landsleuten entgegengebrachte Gestfreundschaft revanchieren wollte. In der Notunterkunft Zweigstraße angekommen, nahm Alkhalaf zunächst Kontakt mit anderen Syrern - auch aus weiteren deutschen Städten - auf, ehe zuletzt die Idee geboren war, in der Solinger Innenstadt Blumen zu verteilen.

Die Rosen finanzierten die Flüchtlinge aus ihren eigenen bescheidenen Mitteln. Jeder gab einen Euro, wovon die Rosen am Samstag auf dem Markt gekauft wurden. Danach zogen die Frauen, Männer und auch Kinder durch die City und verteilten die Blumen unter anderem am Alten Markt sowie in den Clemens-Galerien.

"Uns war es wichtig, die Aktion an einem Wochenende durchzuführen", betonte Initiator Alkhalaf später. Denn auf diese Weise sei sichergestellt gewesen, möglichst viele Solingerinen und Solinger zu treffen. Ein Ziel, das in der Tat erreicht wurde. Mehrere hundert Rosen wechselten schließlich in der Innenstadt die Besitzer - wobei die Aktion der Flüchtlinge bei den Beschenkten durchweg positive Reaktionen hervorrief.

"Das ist wirklich eine schöne Idee. Ich bin ganz gerührt", sagte zum Beispiel eine Frau, die mit ihrer kleinen Tochter in der City war, während eine andere, bereits etwas ältere Dame betonte, vor allem die Geste sei wichtig - und die damit verbundene Chance, die nach Deutschland geflüchteten Menschen einmal näher kennen zu lernen. "Ansonsten liest man von den vielen Flüchtlingen doch nur in der Zeitung", sagte die Solingerin.

Tatsächlich verfolgten die Flüchtlinge mit ihrer Rosen-Verteilaktion auch das Ziel, zu zeigen, dass sie sich in die Gesellschaft in der Klingenstadt integrieren wollen. Doch ob sie wirklich in Solingen bleiben können, ist einstweilen noch vollkommen unklar. Denn nach ihrer Registrierung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist eigentlich vorgesehen, dass die Menschen auf andere Gemeinden und Städte in Nordrhein-Westfalen verteilt werden.

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