Solingen "Fluchtpunkt" in der Innenstadt eröffnet

Solingen · Das neue Orientierungs- und Beratungszentrum an der Konrad-Adenauer-Straße ging gestern an den Start.

Den Rednern fiel es ohne Podest zunächst schwer, auf sich aufmerksam zu machen. Denn im Erdgeschoss des Eckhauses an der Konrad-Adenauer-Straße/Mummstraße drängten sich auf engstem Raum rund 100 Gäste aus Politik, Verwaltung und Verbänden. Alle waren gekommen, um die Anlaufstelle zu eröffnen, an der künftig verschiedene Fäden der professionellen und ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit in Solingen zusammenlaufen sollen. Das Beratungs- und Orientierungszentrum "Fluchtpunkt" öffnete gestern feierlich seine Tore.

"Besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen", sagte Horst Koss, Geschäftsführer des Diakonischen Werks in Solingen. Das hatte gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) die neue Einrichtung initiiert. Caritas und Stadt schlossen sich dem Projekt an, das mit Hilfe von städtischen und Landesmitteln umgesetzt werden konnte. Im ehemaligen Matratzenlager haben die Wohlfahrtsverbände nun auf zwei Etagen ihre Kräfte gebündelt. Awo und Diakonie bieten dort soziale Beratung für Flüchtlinge, etwa in Fragen des Aufenthaltsrechts, zu Familienzusammenführungen oder zur Anerkennung von Berufabschlüssen an.

Zusätzlich gibt es eine vom Bund geförderte Migrationsberatung für Erwachsene über 27 Jahre, gesundheitsfördernde Angebote für geflüchtete Frauen, und einen Lernladen für jugendliche Asylsuchende, unter anderem mit Bewerbungstrainings und Deutschkursen. Die Caritas bietet alleinstehenden Männern Beschäftigungsmaßnahmen, von der handwerklichen bis zur sportlichen Betätigung. Aber auch die Koordinierungsstelle für die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe und das Projekt TIQ ("Treffpunkt im Quartier") für Langzeitarbeitslose mit Einwanderungsgeschichte sind in der neu eröffneten Einrichtung untergebracht.

Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) gab im Namen von Politik und Verwaltung zu: "Ohne die Hilfe von Verbänden und Ehrenamtlern hätten wir die Herausforderung nicht gepackt." 531 Menschen sind derzeit in der Koordinierungsstelle gemeldet, um die Flüchtlingsarbeit zum Beispiel in der Sprachförderung, im Bereich Freizeitgestaltung oder als Paten einzelner Neuankömmlinge zu unterstützen.

"Es hat in Solingen Tradition, gute Arbeit zu vernetzen", bekräftigte Dr. Christoph Humburg, Direktor des Caritasverbands Wuppertal/Solingen. Ein weiterer Fluchtpunkt ist schon in Planung: Für eine entsprechende Einrichtung in Ohligs habe das Land bereits Mittel bewilligt, sagte Humburg. Noch seien allerdings nicht alle Voraussetzungen geschaffen.

Das Beratungszentrum an der Konrad-Adenauer-Straße 3 ist künftig von Montag bis Freitag jeweils zwischen 8 und 13 Uhr sowie montags bis donnerstags von 14 bis 17 Uhr und freitags von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Die Einrichtung ist erreichbar unter Telefon 23 13 41 60.

(ied)
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