Solingen Firmen renovieren "Pfad der Menschenrechte" an der Trasse

Solingen · "Wenn man sieht, wie schnell man heute in der Türkei verhaftet werden kann", nennt Thomas Engel ein Beispiel, "dann muss man dafür einstehen, dass die Menschenrechte erhalten bleiben." Engel ist Technischer Leiter der Ätztechnik-Firma Herbert Caspers, die von seiner Frau Margret geführt wird. Vor fünf Jahren hat das Ehepaar im Auftrag der Solinger Amnesty-International-Gruppe 13 Tafeln für den "Pfad der Menschenrechte" an der Korkenziehertrasse gefertigt - und sie in diesem Sommer mit Hilfe von zwei anderen Firmen kostenlos renoviert. "Es hat zwar weniger Vandalismus an den Tafeln gegeben, als wir befürchtet haben", berichtet Daniela Tobias von Amnesty International Solingen. "Der schützende Lack ist aber spröde geworden; wir fanden einige Beschädigungen durch Graffiti und rohe Gewalt." Im Ätztechnik-Betrieb an der Schorberger Straße wurden die vertieft geätzten Edelstahl-Tafeln aufgearbeitet. Bei Solith erhielten sie die bunten Illustrationen, die vor allem Kinder und Jugendliche ansprechen sollen, und Schäfer Werbung sorgte für die Folien, mit denen die Tafeln jetzt geschützt sind.

Neu montiert wurden die 34 x 47 Zentimeter großen Schilder in den Sommerferien - wieder auf dem Stück zwischen dem Parkplatz am Botanischen Garten und der Sportanlage an der Carl-Ruß-Straße. Die Stadt wird noch für eine neue Pflasterung rund um die Tafeln sorgen. Wer die Menschenrechtsartikel in ihrer Reihenfolge von 1 bis 30 studieren will (manche Tafeln beschreiben mehr als ein Recht) muss jetzt, anders als vorher, aus Richtung des Walder Bahnhofs kommen. Und wer nicht lesen will, kann hören: "Im letzten Jahr wurden von jungen Geflüchteten Texte geschrieben und Audioaufnahmen zu einzelnen Menschenrechten aufgenommen", erläutert Daniela Tobias. "Es war das Projekt einer internationalen Klasse am Mildred-Scheel-Berufskolleg. Die Aufnahmen sind jetzt auf unserer Webseite verlinkt und auch per QR-Code an den Tafeln abrufbar."

Der Solinger Pfad der Menschenrechte ist schon zum Vorbild für eine Installation in Norddeutschland geworden. Auch an der Nordbahntrasse in Wuppertal könnte etwas Ähnliches entstehen. Der Bedarf ist da: "Weltweit gibt es Kräfte, die die Uhr in Sachen Menschenrechte zurückdrehen wollen", warnt die deutsche Sektion von Amnesty International. In Solingen lädt die rund 20-köpfige Amnesty-Gruppe in den nächsten Tagen zu drei Veranstaltungen ein: Am 16. September ist man Mitveranstalter beim Umwelt- und Kulturfest "Leben braucht Vielfalt" in der Innenstadt. Am 19. September zeigt die Gruppe im VHS-Forum den dritten Film der Reihe "Kino für Menschenrechte 2017" ("Les mécréants - Die Ungläubigen", danach Podiumsgespräch mit Imamin Rabeya Müller). Und am 7. Oktober gibt es in Kooperation mit dem Kulturmanagement der Stadt im Theater und Konzerthaus das Live-Hörspiel "Ready for boarding" auf Basis des CIA-Folterreports.

(flm)
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