Solingen Findelschildkröte Erwin hatte Glück

Solingen · Brigitte Taniel rettete eine Wasserschildkröte von der Wuppertaler Straße. Nun hat das Tier ein artgerechtes Zuhause gefunden. Nicole Hagemann von der Initiative "Katzensuche Solingen" hat das Tier aufgenommen.

Nichtsahnend befuhr Brigitte Taniel mit ihrem Auto die Wuppertaler Straße in Richtung Vohwinkel. Da sah die Besitzerin des Reiterhofs "Toscana" exakt auf dem Mittelstreifen ein Objekt liegen, das sie erst für einen übergroßen Tankdeckel hielt. "Ich fuhr zunächst vorbei", erzählt sie. Doch dann überlegte sie, dass der "Tankdeckel" eigentlich wie eine Schildkröte aussah. "Obwohl ich den Gedanken für abwegig hielt, entschloss ich mich, der Sache lieber auf den Grund zu gehen."

Brigitte Taniel wendete ihr Fahrzeug und blickte aus ihrem Autofenster hinunter auf die Straße. "Ich traute meinen Augen kaum, denn ich war nun fast sicher, dass es sich wirklich um eine Schildkröte handelt." Die Solingerin wendete erneut und stieg aus. In diesem Moment schnitt ein anderes Auto die Kurve, fuhr über das Tier und wirbelte es kurz auf der Straße herum. "Ich schrie vor Schreck auf und ging auf die Straße."

Der "Tankdeckel" entpuppte sich tatsächlich als Schildkröte. Sie hatte überlebt. Lediglich ein paar Kratzer und eine Delle hatte ihr Panzer abbekommen. Tierfreundin Brigitte Taniel nahm Erwin, wie sie ihr Findeltier taufte, mit nach Hause, setzte ihn in den alten Gänsebräter ihrer Mutter und baute ihm eine kleine Insel zum Sonnen. Im Internet brachte Taniel in Erfahrung, dass es sich bei Erwin um eine Gelbwangenschildkröte handelte. Schnell wurde der Retterin klar, dass sie die Wasserschildkröte nicht behalten konnte.

"Erwin ist nichts für die Wohnung, denn das Wasser in meinem behelfsmäßigen Bräter stank bereits nach einem Tag und musste sehr häufig gewechselt werden." Also suchte sie nach einem neuen Zuhause für Erwin. Da das Tier offensichtlich niemand vermisste, kontaktierte Brigitte Taniel Nicole Hagemann von der Initiative "Katzensuche Solingen". "Ich wusste, dass sie öfter Findeltiere auf dem Lindenhof aufnimmt und sich sehr gut um sie kümmert", sagt Taniel. Tatsächlich hatte sie Glück, und Hagemann nahm sich des Tieres an. "Wir haben neben vielen weiteren tierischen Schützlingen auch Schildkröten", erzählt die engagierte Tierschützerin. "Somit war es für uns eine Ehre, Erwin ein artgerechtes Zuhause zu geben." Schnell musste Nicole Hagemann feststellen, dass Erwin seinem Namen nicht ganz gerecht wird. "Es handelt sich bei Erwin um eine Schildkrötendame", sagt sie lachend. Der Name bleibe.

Erwins Glück, so betont Hagemann, sei keine Selbstverständlichkeit. "Viele Menschen schaffen sich Tiere an, ohne zu bedenken, welche Bedürfnisse diese haben", ist sie sich mit Brigitte Taniel einig. Gerade Gelb- oder Rotwangenschildkröten würden für sehr wenig Geld in Tierhandlungen angeboten und unüberlegt gekauft. "Oft wachsen die Tiere enorm und sind in der Wohnung schlecht zu halten", weiß Hagemann aus Erfahrung. Verantwortungslose Besitzer setzten die Wasserschildkröten dann einfach aus. "Umso schöner, dass Erwin nun bei uns ein artgerechtes Leben erwartet", freut sie sich. Retterin Brigitte Taniel wird ihren Schützling jedenfalls nicht vergessen: "Bestimmt besuche ich ihn noch das eine oder andere Mal", hat sie sich vorgenommen.

(pbm)
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