Solingen Feuerwehrleute üben bei 400 Grad

Solingen · In dieser Woche proben rund 200 Solinger Einsatzkräfte auf dem Gelände der Walder Feuerwache den Ernstfall unter realen Bedingungen - angeleitet von erfahrenen Trainern.

 Das lodernde Feuer, der Ruß, die Hitze - hier handelt es sich nur um eine Übung. Aber die Bedingungen entsprechen den Belastungen bei einem richtigen Brand, bei dem jeder Handgriff sitzen muss.

Das lodernde Feuer, der Ruß, die Hitze - hier handelt es sich nur um eine Übung. Aber die Bedingungen entsprechen den Belastungen bei einem richtigen Brand, bei dem jeder Handgriff sitzen muss.

Foto: Stephan Köhlen

Auf den ersten Blick erscheint die Konstruktion aus alten Schiffscontainern wenig spektakulär. Das Flimmern der Luft in ihrer direkten Umgebung und feiner Rauch aus einigen Ritzen lassen jedoch erahnen, welches Inferno in ihrem Inneren tobt. "Auf Höhe der Türklinke haben wir dort eine Temperatur von etwa 150 Grad Celsius, unter der Decke 300 bis 400 Grad", erklärt Berufsfeuerwehrmann Michael Gross von der Firma "Heat".

Das Düsseldorfer Unternehmen hat sich auf Brandübungen spezialisiert. "Weil die Zahl der Brände durch einen besseren vorbeugenden Brandschutz zurückgegangen ist, müssen die Einsatzkräfte ihre Erfahrungen für den Ernstfall in solchen Trainingsmaßnahmen sammeln", fügt er hinzu.

In dieser Woche ist die Firma, die auch Werksfeuerwehren sowie die Brandschützer an Flughäfen schult, mit ihrem Equipment auf dem Hof der Feuerwache III am Frankfurter Damm zu Gast. Bis zum morgigen Samstag erproben insgesamt 200 Kräfte der Freiwilligen und der Berufsfeuerwehr in Gruppen aufgeteilt ihre Fähigkeiten bei der Brandbekämpfung - und das unter lebensfeindlichen Bedingungen: Ausgerüstet mit Atemschutzgerät und Schutzkleidung - alles zusammen wiegt mehr als 25 Kilogramm - betreten die Einsatzkräfte die möblierten Räume.

Das Szenario: Ein Erwachsener und ein Kind müssen aus einer 70 Quadratmeter großen Wohnung befreit werden. Die Sicht ist in der sauerstoffarmen Umgebung durch den dunklen Brandrauch gleich null. "In solchen Situationen kann sich der Feuerwehrmann nur noch durch den Schlauch orientieren", sagt Michael Gross. "Wer den verliert, hat verloren."

Damit bei der Übung allerdings niemand wirklich in Gefahr gerät, ist sichergestellt, dass die Feuerwehrleute an jedem Punkt der Containerkonstruktion einen kurzen Weg ins Freie haben, der Brand nur ebenerdig gelegt ist, und Spezialisten den Trupp begleiten.

Einmal im Jahr finden diese Heißbrand-Übungen in Solingen statt - und sie müssen sich stets an den neuen Standards messen. "In den letzten 20 Jahren hat sich in dieser Hinsicht einiges verändert", betont Michael Einhoff, Leiter der Wachen II in Ohligs und III in Wald. Dazu gehöre unter anderem der Einsatz neuer Strahlrohre. Auch mit Wasser gingen heutige Einsatzkräfte sparsamer um - einerseits um mit dem nassen Element verbundene Schäden zu minimieren, andererseits um die enorme Menge an für die Einsatzkräfte belastendem Wasserdampf zu reduzieren.

Schließlich, nach intensiven 25 Minuten, haben die Helfer beide "Bewohner", natürlich verkörpert von "Dummies", gerettet. Doch damit ist die Übung noch nicht beendet: Denn auch das Ablegen der völlig verrußten Kleidung muss unter Anleitung geprobt werden. Zunächst streifen die Feuerwehrleute ihre Handschuhe ab.

Erst ganz am Schluss trennen sich die Einsatzkräfte von ihrer lebensrettenden Atemmaske - und besprechen mit den Trainern die Erkenntnisse ihres Einsatzes. Diese sollen ihnen entscheidend weiterhelfen, wenn es hart auf hart kommt. Denn "der Innenangriff ist der gefährlichste Auftrag der Feuerwehr", betont Michael Gross. "Und wenn der nicht funktioniert, zahlt der Feuerwehrmann mit seinem Leben."

(RP)
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