Solingen Festsäle zu — dann Schluss mit lustig?

Solingen · Würden die Festhalle Ohligs und der Stadtsaal Wald geschlossen, stünden insbesondere die Karnevalsvereine vor einem Problem. Ein Umzug mit den Sitzungen ins Theater wäre für sie finanziell nicht möglich.

Das sind die Sparvorschläge für Solingen
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Foto: gms

Die Rechnung klingt einfach: 208 000 Euro meint die Stadtverwaltung durch die Schließung des Walder Stadtsaales sparen zu können, zusätzliche 199 000 Euro durch das Aus für die Ohligser Festhalle. Und die Teilnehmer des Bürgerhaushaltes auf der Internetseite "www.solingen-spart.de" sehen dies offensichtlich genauso: Rund 1300 halten die Festhalle für verzichtbar (Gegenstimmen: rund 200), etwa 1100 auch den Stadtsaal (Gegenstimmen: etwa 300).

65 Veranstaltungen in den Sälen

Ganz so einfach wäre die Umsetzung dieses Vorschlags jedoch nicht. Die sechs Gruppen, die sich in den beiden Hallen regelmäßig treffen (fünf in Wald, eine in Ohligs) lassen sich aus Sicht der Stadtverwaltung zwar in anderen städtischen Gebäuden unterbringen. Problem seien aber die größeren Veranstaltungen. 35 finden jährlich im großen Saal der Ohligser Festhalle, 30 im Walder Stadtsaal statt, teilt Peter Assé, der städtische Hallenmanager, mit. Im Konzertsaal des Theater und Konzerthauses sind es 69.

Diese Veranstaltungen könnten grundsätzlich ins Theater und Konzerthaus umziehen, allerdings nicht immer zum gewünschten Zeitpunkt und mit Catering in Eigenregie. Außerdem liege die Raummiete des Konzertsaals etwa 50 Prozent über den Mieten für den Stadtsaal oder die Festhalle. "Eine Hochzeitsfeier in Wald oder Ohligs kostet 1000 bis 1500 Euro, im Theater und Konzerthaus dagegen 2000 bis 2500 Euro, denn der Konzertsaal ist ja fast doppelt so groß", berichtet Assé.

Bewirtung im Theater zu teuer

Werde Bewirtung gewünscht, könnten die Gäste nicht — wie in Wald und Ohligs — selbst etwas mitbringen, sondern müssten die Getränke über das Hallenmanagement und das Essen (à la carte) von der Firma Hitzegrad beziehen. Eine Klausel, die insbesondere Karnevalsvereinen den Umzug nach Solingen-Mitte unmöglich macht.

"Wir finanzieren unsere Sitzungen durch die eigene Bewirtung", sagt Axel Hawranke, Präsident der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Klingenstädter. "Allein mit dem Kartenverkauf können wir die Kosten für unser Programm nicht decken." Drei Sitzungen organisiert der Verein in jeder Session: eine Damen-, eine Herren- und eine Kostümsitzung.

Ähnlich sieht es Joachim Junker, Präsident der Prinzengarde Blau-Gelb Solingen-Ohligs 1936, die jedes Jahr zu einer Sitzung sowie zu einer Weiberball-Party einlädt. Auch hier setzt man auf die Einnahmen aus der eigenen Bewirtung. "Außerdem hat die Erfahrung gezeigt, dass die Ohligser Bevölkerung nicht mitzieht, wenn wir uns mit unseren Veranstaltungen aus dem Stadtteil entfernen." Daher sei die Halle in Solingen-Mitte keine Alternative.

Ganz abgesehen davon, dass es keinen Sinn mache, alle Karnevalsveranstaltungen ins Theater oder Konzerthaus zu verlegen. "Das würde ja bedeuten, dass dort geballt vier Wochen lang jedes Wochenende nur Sitzungen sind." Spätestens nach dem zweiten Wochenende sei das Interesse der Bevölkerung daran versiegt. Hallen in Schulen seien eine Alternative. "Aber sie mit Stühlen zu bestücken, wäre sehr aufwändig", sagt Junker, der zugleich Präsident des Festausschusses Solinger Karneval ist.

Axel Hawranke sieht noch eine andere Alternative. "Vielleicht gibt es ja irgendwo ein altes Fabrikgebäude, das man gemeinsam mit anderen Vereinen für solche Veranstaltungen herrichten könnte", schlägt er vor. Beide sind sich einig: "Die Schließung der Festhalle und des Stadtsaals sind für den Karneval und das Brauchtum eine existenzielle Entscheidung."

(RP)
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