Solingen Fast 5000 Flüchtlinge bis Ende 2016

Solingen · Im gesamten Solinger Stadtgebiet werden in den nächsten Monaten diverse neue Aufnahmestellen für Asylsuchende entstehen. Die Kosten für die Unterbringung werden bis 2016 auf 32 Millionen Euro geschätzt.

Die Stadt Solingen steht vor einer Herausforderung von noch nie gekannten Ausmaßen. In den kommenden Monaten und Jahren erwarten die Verantwortlichen im Rathaus die Ankunft von zigtausenden neuen Flüchtlingen. Allein bis Ende 2016 werden nach aktuellen Schätzungen der Verwaltung knapp 5000 Frauen, Männer und Kinder zusätzlich in die Klingenstadt ziehen.

Dabei vermag heute aber noch niemand abzuschätzen, wie sich die Flüchtlingskrise weiterentwickeln wird - was wiederum Folgen auch für Solingen haben könnte. Fest steht nur, dass die Stadt in den nächsten Jahren ihr Gesicht verändern wird. Daran jedenfalls haben weder Oberbürgermeister Norbert Feith, noch Sozialdezernent Robert Krumbein die geringsten Zweifel. Und dementsprechend stimmten beide die Bürger gestern während einer Pressekonferenz auf die neuen Herausforderungen ein, die für die Verwaltung sowie für alle anderen Gruppen und Institutionen in Solingen einer sprichwörtlichen Herkulesaufgabe gleichkommen werden.

"Die Lage ist dramatisch", beschrieb Robert Krumbein die aktuelle Situation, während der Oberbürgermeister betonte, es dürfe bei der Versorgung der Menschen "keine Tabus geben". Man müsse jetzt "alle Ressourcen für die Schaffung von Unterkünften mobilisieren", stellte Norbert Feith klar. Vorrangiges Ziel sei es zunächst, "Obdachlosigkeit zu vermeiden", sagte der OB, der gleichzeitig Verständnis für Fragen aus der Bevölkerung zeigte und allen Helfern für ihr bisheriges Engagement dankte.

Dazu gehören unter anderem die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Sie werden im November das neue Flüchtlingsdorf an der Monhofer Straße in Ohligs in Betrieb nehmen, in dem 600 Menschen unterkommen und dessen Bau gestern begann. Auch dies ein Kraftakt - obgleich Jan Welzel Optimismus verbreitet. "Wir schaffen das", sagte der DRK-Geschäftsführer, der zurzeit nicht nur mit den Bauplanungen, sondern überdies mit der Einstellung von Mitarbeitern beschäftigt ist.

Allein das DRK wird mindestens 40 neue Arbeitsplätze schaffen. Und das ist lediglich der Beginn. Die Stadt stockt momentan ebenfalls ihr Personal auf, um der Lage gewachsen zu sein. "Wir müssen unsere Mitarbeiterzahl in der Flüchtlingsbetreuung wohl auf 50 verdoppeln", sagte der Stadtdienstleiter Soziales, Jürgen Albermann.

Die Anfänge hierfür sind bereits gemacht. Während der nächsten Monate werden nun überall neue Aufnahmestellen entstehen. An sämtlichen Stellen, an denen die Möglichkeit gegeben ist, sollen Flüchtlinge untergebracht werden. So ist unter anderem vorgesehen, auf städtischen Grundstücken Containersiedlungen zu errichten. Darüber hinaus werden aber auch öffentliche Gebäude zu Unterkünften umfunktioniert. Und die Stadt ist auf der Suche nach Wohnungen sowie anderen Objekten, in die Asylsuchende ziehen könnten.

Damit allein ist es jedoch nicht getan. Denn einerseits kommen in allen bislang ins Auge gefassten Einrichtungen "nur" 3000 Bewohner unter. Es fehlen bis Ende 2016 also fast 2000 Plätze. Anderseits werden die Flüchtlinge, die meist aus Bürgerkriegsländern wie Syrien, Afghanistan und dem Irak stammen, nach allgemeiner Einschätzung für lange, wenn nicht gar für immer in Solingen bleiben.

Entsprechend stellt sich die Stadt auf weitere grundlegende Veränderungen ein. So dürften sämtliche Kita- und Schulpläne Makulatur sein. Darüber hinaus gilt es aber auch, die Flüchtlinge in Arbeit zu bringen. Maßnahmen, die viel Geld kosten. Zurzeit rechnet das Rathaus für das laufende Jahr mit Kosten für die Unterbringung von zwölf Millionen Euro, 2016 dürften dann schon 20 Millionen Euro anfallen.

Geld, das die Stadt nicht hat. Darum richtete OB Feith gestern noch einmal einen Appell an Land und Bund. Die Versorgung aller Flüchtlinge müsse zu 100 Prozent erstattet werden, forderte Feith, der morgen mit Kämmerer Ralf Weeke eine Debatte im Bundestag zur Lage klammer Kommunen verfolgen wird. "Eine deutliche finanzielle Entlastung durch den Bund ist besonders wichtig", sagte der Kämmerer jetzt im Vorfeld der Debatte.

Bei alledem setzt die Stadt bei den Bürgern nach wie vor auf "große Transparenz", wie OB Feith sagte. So werden die Nachbarn des Flüchtlingsdorfes Monhofer Straße am Dienstag, 29. September, 19 Uhr, im Humboldtgymnasium informiert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort