Solingen Erinnerungen an Pina Bausch

Solingen · Barbara Rennbaum, Christel Ritterskamp, Helga Krahforst und Renate Braun-Schmitz kennen die weltberühmte Choreografin Pina Bausch noch aus der Kindheit. Sie gingen mit ihr in die Ballettschule im Stadttheater, spielten mit ihr auf der Straße oder erlebten sie im "Café Müller" am Central.

Pina Bauschs Talent ist früh aufgefallen. "Sie war schon damals der Star der Truppe", erinnert sich Barbara Rennbaum, die den Stadtdienst Einwohnerwesen leitet. Mitte der 50er-Jahre gingen beide als Kinder in die Ballettschule des Solinger Stadttheaters. Sogar Fotos hat sie noch aus dieser gemeinsamen Zeit mit der weltberühmt gewordenen Choreografin. Pina Bausch war damals einige Jahre älter als Barbara Rennbaum.

Auch Christel Ritterskamp teilt Kindheits-Erlebnisse mit der berühmten Solingerin. "Wir sind gemeinsam groß geworden, haben zusammen auf der Straße gespielt." Zu Fuß sind die Mädchen einst vom Central zum Stadttheater in die Ballettschule gegangen. "Sie hat nur für das Tanzen gelebt", ist der Solingerin bis heute Pina Bausch in Erinnerung geblieben. Beide sind auch in die Schule Ketzberg gegangen.

Nicht Pina, sondern Philippina nach ihrem Geburtsnamen wurde sie früher von ihrer Mutter auf der Straße stets gerufen. Das weiß Helga Krahforst noch heute. Bauschs hatten am Central eine Kneipe. "Wir haben als Kinder auf der Kegelbahn gespielt." Helga Krahforst wohnte damals im Haus des "Café Müller". Nur ein Gebäude trennt die Kneipe der Bauschs von diesem Café mit der Konditorei.

"Auf Zehenspitzen kam die kleine Pina Bausch früher ins "Café Müller', um sich Süßigkeiten zu kaufen", erinnert sich Helga Krahforst . Und das so außerordentlich tanzbegeisterte Mädchen konnte eine Menge Süßigkeiten und auch viele Kuchenstücke essen. Auch später noch – dabei hatte sie stets die Figur einer Tänzerin.

"Ich erinnere mich noch genau, wie Pina als Fünfjährige bei uns an der der Theke stand und Tanzschritte vorführte", erzählt Renate Schmitz-Braun. Auch sie hat mit ihrer Zwillingsschwester viele private Erinnerungen. Beide sind zehn Jahre älter als die im vergangenen Sommer verstorbene Pina Bausch.

Die Eltern der Zwillinge betrieben das "Café Müller", das heute eine Apotheke ist. Es hatte von 8 Uhr morgens bis Mitternacht geöffnet und war zu jener Zeit ein Begriff. Pina Bausch hat es in ihrem berühmten Stück "Café Müller" unsterblich gemacht. Zahlreiche nachbarschaftliche Erinnerungen aus der Jugendzeit hat sie darin verarbeitet. Renate Schmitz-Braun, die heute mit ihrer Zwillingsschwester in Karlsruhe lebt, ist stolz darauf. "Ich habe mich schon immer für Menschen interessiert, die etwas Ungewöhnliches machen." Und Pina Bausch gehörte zweifelsohne dazu. "Sie hat das tänzerisch ausgedrückt und konnte mir die Welt erklären."

Nach einer Tanzaufführung im hiesigen Stadttheater in den 1970er- Jahren hatte Renate Braun-Schmitz ihr einen Blumenstrauß überreicht. Sie war begeistert von dem mutigen und für damalige Zeit völlig ungewöhnlichen Stück, bei dem Wagenladungen mit Torf auf der Bühne ausgebreitet waren. "Es gab einen Aufschrei in Solingen", erinnert sich die Kunstinteressierte an des Echo der Bausch-Stücke in ihrer Heimatstadt. "Es gab Leute, die sind türenschlagend aus dem Theater gelaufen. Die wollten das nicht sehen." Im Unterschied offenbar zur Nachbarstadt. 1973 wurde sie zur Leiterin der Ballettsparte der Wuppertaler Bühnen ernannt.

In die Kneipe ihrer Eltern seien häufig Künstler und Schauspieler eingekehrt, erinnert sich Renate Braun-Schmitz. Sie ist mit Pina Bausch aufgewachsen, und sie ist überzeugt, dass gerade diese Welt in dem heute abgerissenen Kneipenhaus an der Focher Straße am Central mit der recht bürgerlich geprägten Fassade so etwas entstehen konnte. "Das hat Pina zu dem werden lassen."

(RP)
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