Solingen Einkaufszentrum wird Forschungslabor

Solingen · Beim Tag der Forschung präsentierten Wissenschaftler der Bergischen Universität Wuppertal im Hofgarten-Center verschiedene Projekte - und faszinierten damit vor allem die Jugend.

Vorsichtig tauchte der elfjährige Iwan den roten Luftballon in den dampfenden Topf - und beobachtete mit großen Augen, wie er dort zu einem unförmigen, eisigen Klumpen zusammenschrumpfte, um sich später, in der wärmeren Luft der Umgebung wieder auszudehnen. "Mein Bruder hat sowas Ähnliches auch schon mal gemacht", sagte der Schüler umringt von seinen Bekannten Veronika und Dustin (beide 12).

In dem Topf befand sich flüssiger Stickstoff mit einer Temperatur von knackigen -196 Grad Celsius. "Die Luft im Ballon zieht sich in der Kälte zusammen und dehnt sich in der Wärme wieder aus", erklärte Dr. Klaus J. Brockmann, wissenschaftlicher Angestellter im Bereich physikalische und theoretische Chemie an der Bergischen Universität.

Deren Mitarbeiter in unterschiedlichen Fakultäten hatten am Samstag auf Initiative ihrer Wissenschafts-Transferstelle verschiedene Stände auf dem Gang des Hofgarten-Centers in der Solinger Innenstadt aufgebaut, um den ganzen Geschäftstag hindurch Forschungsprojekte zu präsentieren und Interesse an einem Studium zu wecken. "Das Interesse ist wirklich sehr groß", freute sich Brockmann, "vor allem kommen unglaublich viele Kinder zu uns, die sehr wissbegierig sind."

Das Luftballon-Experiment demonstrierte, wie ein Motor nur auf der Grundlage von Temperaturunterschieden funktionieren kann: In einem Kaffeebecher mit warmer Flüssigkeit wurde so ein Rädchen angetrieben. "Das war schon einmal eine Alternative zur Dampfmaschine und erlebt in Zeiten der Umweltdiskussion eine Renaissance", erklärte Brockmann.

Insbesondere die jungen Gäste stellten auch am Nachbarstand viele Fragen: "Wir sind gerade vom Hölzchen aufs Stöckchen gekommen", schilderte Masterstudent Alexander Haack von seinem Gespräch mit dem neunjährigen Luis, der fasziniert die Konstruktionen der Wissenschaftler betrachtete: Mit Hilfe eines Heliumplasmas gelöste Ionen wurden im Massenspektrometer nachgewiesen. Letzteres komme überall dort zum Einsatz, wo man Substanzen identifizieren müsse, erklärte David Müller, der derzeit promoviert: "Das kann in der Pharmaindustrie, bei der Luftanalytik oder Dopingkontrolle sein."

"Naturwissenschaften sind meine Lieblingsfächer in der Schule", bekräftigte Schüler Iwan, kündigte aber auch an: "Wir wollen sehen, was es hier noch für andere Sachen gibt." Denn neben Mitarbeitern der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften waren auch Vertreter der Fakultät Elektro-, Informations- und Medientechnik mit verschiedenen Facetten des Themas Elektromobilität und Fachleute der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften mit einem Projekt zum Thema "Wie Werbung wirkt" zu Gast im Solinger Einkaufszentrum.

(ied)
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