Solingen Einbruchszahlen erneut auf hohem Niveau

Solingen · Einbrüche machen der Polizei weiter Sorgen. Im zweiten Halbjahr 2015 nahmen die Fälle wieder zu. Abhilfe sollen nun Internet-Karten schaffen, auf denen die Tatorte verzeichnet sind.

 Die Karte mit dem aktuellen "Wohnungseinbruchs-Radar" zeigt für die Zeit vom 17. bis 23. Februar eine Häufung der Fälle in Gräfrath (rechts oben).

Die Karte mit dem aktuellen "Wohnungseinbruchs-Radar" zeigt für die Zeit vom 17. bis 23. Februar eine Häufung der Fälle in Gräfrath (rechts oben).

Foto: mak

Im kommenden Monat will die Landesregierung die neuesten Zahlen zur Kriminalitätsentwicklung in Nordrhein-Westfalen vorstellen. Wie üblich wird dann bei der Präsentation durch das Ministerium von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) auch der Bereich Wohnungseinbrüche wieder einen Schwerpunkt ausmachen. Dabei ist aber schon jetzt klar, dass die Botschaften aus der neuen Kriminalitätsstatistik keine guten sein werden. Denn nach Informationen unserer Redaktion sind zumindest im Gebiet des auch für Solingen zuständigen Polizeipräsidiums Wuppertal die Einbruchsfälle zuletzt weiter nach oben gegangen.

Damit setzte sich in der zweiten Jahreshälfte 2015 ein Trend fort, der sich bereits in den ersten sechs Monaten des zurückliegenden Jahres angekündigt hatte. Allein zwischen Januar und Juni 2015 war die Zahl der Einbrüche sowie Einbruchsversuche in Solingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 50 Prozent in die Höhe geschnellt. So hatten die zumeist auswärtigen Täter in der ersten Jahreshälfte 2015 in der Klingenstadt insgesamt 212 Mal zugeschlagen, wobei es in den meisten Fällen nicht gelang, Verdächtige zu ermitteln.

Bei der Pressestelle der Polizei wollte man sich gestern unter Verweis auf das Innenministerium nicht zu der jüngsten Entwicklung zwischen Juli und Dezember äußern. Allerdings hatten Fachleute bereits nach Bekanntwerden des dramatischen Anstiegs in den ersten beiden Quartalen 2015 mit einer weiteren Zunahme der Einbruchsfälle gerechnet.

Nicht zuletzt deshalb entwickelten die Experten der Polizei in der zurückliegenden Zeit ein neuartiges Instrumentarium, das seit wenigen Wochen im Einsatz ist. Auf der Internetseite des Polizeipräsidiums Wuppertal sowie auf dessen Facebookseite wird neuerdings ein sogenannter Wohnungseinbruchs-Radar veröffentlicht. Auf Karten für die Städte Solingen, Remscheid und Wuppertal können Bürger nachlesen, welche Gegenden in ihrer Stadt besonders stark von Einbrechern heimgesucht werden.

Zwar sind auf den virtuellen Stadtplänen, die in einem wöchentlichen Turnus aktualisiert werden, aus Datenschutzgründen weder die Straßennamen noch die Hausnummern der jeweiligen Tatorte vermerkt. Und weiter zeigen die Karten auch nur solche Fälle, die bislang nicht geklärt werden konnten.

Dennoch lassen sich die Schwerpunkte genau ablesen. So fällt in der aktuellen Ausgabe des Einbruchs-Stadtplans für Solingen beispielsweise auf, dass sich die Wohngegenden zwischen dem Schlagbaum sowie Central im Zeitraum zwischen dem 17. und 23. Februar bei Kriminellen besonderer Beliebtheit "erfreuten".

Die Stadtpläne bieten also eine Art Wiedererkennungsmöglichkeit, die bei der Polizei durchaus erwünscht ist. "Wir wollen den Menschen auf keinen Fall Angst einjagen, wenn sie erkennen, dass etwa in ihrer Umgebung eingebrochen wurde", sagte ein Polizeisprecher auf Nachfrage. Vielmehr gehe es darum, die Bürger für Vorfälle in der Nachbarschaft zu sensibilisieren. "Denn es gibt immer noch Menschen, die sich der Einbruchsproblematik kaum bewusst sind", betonte der Sprecher.

Dabei geht es den Beamten im zuständigen Kriminalkommissariat aber noch um einen zweiten Effekt der Stadtpläne im Netz. "Wir hoffen, auf diese Weise Hinweise zu bekommen, die uns bei der Aufklärung der Fälle helfen", so die Polizei.

Selbst zunächst nicht bedeutsam erscheinende Dinge könnten sich nämlich im Nachhinnein als wichtig erweisen, sagte der Polizeisprecher. So hätten Kennzeichen eines auswärtigen Autos sowie die Beschreibung eines Fremden, der in der jeweiligen Wohngegend unbekannt sei, schon öfter zu einer nachträglichen Ermittlung der Täter geführt.

Einstweilen bleibt jedoch ungewiss, inwieweit das neue Instrumentarium Erfolge bringt. In den ersten Wochen seit Freischaltung des "Wohnungseinbruchs-Radars" im Internet konnte in Solingen noch kein bisher ungeklärter Fall gelöst werden. Bei der Polizei will man sich dadurch aber nicht entmutigen lassen. Zum einen sei die Zeit zu kurz, um ein Fazit zu ziehen, betonte der Behördensprecher. Und zum zweiten verfolge man mit dem Radar zudem das Ziel, Menschen zu den Beratungen der Polizei zu locken. Dort erhalten Bürger kostenfrei Tipps, wie sie ihre Häuser oder Wohnungen besser absichern können.

www.polizei.nrw.de/wuppertal

(or)
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