Solingen Ein Ort der Stille und der Meditation

Solingen · In der Sommerzeit hat die evangelische Citykirche in Wald länger und öfter geöffnet.

Die Pforten öffnen sich pünktlich. Friedrich Welter sperrt gleich alle drei Türen der evangelischen Citykirche am Walder Marktplatz auf. Draußen strahlt die Sonne warm vom Himmel, die Menschen sitzen im Café oder genießen ein Eis. In der Kirche ist es still und kühl. Ein Ort, um innezuhalten, ein Gebet zu sprechen oder auch um mit Friedrich Welter ins Gespräch zu kommen. Er gehört zum zwölf-köpfigen Team "Offene Kirche", das ehrenamtlich die Kirchentüren der Walder Citykirche öffnet und als Ansprechpartner vor Ort ist.

Manchmal sind die Besucher auch am historischen Gebäude in Zentrum des Stadtteils interessiert. "Es war einmal eine Festungskirche", erklärt Friedrich Welter, "der Turm ist 900 Jahre alt." Es sei die Helligkeit in der Kirche, aber auch ihre Proportionen, die ihn immer wieder faszinierten. Über die Orgel kann Friedrich Welter auch einiges berichten, hat er doch beim Bau selbst mitgeholfen. Andere Besucher erzählen von ihren Erinnerungen. "Dass sie hier konfirmiert wurden und dann weggezogen sind", sagt Welter, "manche fragen, wo der Spruch geblieben ist, der früher im Altarraum zu lesen war."

Seit vier Jahren engagiert er sich im Team "Offene Kirche" der evangelischen Gemeinde. "Ich bin Rentner geworden und dachte mir, ich müsste etwas machen." So hat er sich für diesen Dienst entschieden. Seine Frau ist bereits seit über zehn Jahren dabei. "Ich dachte, ich komme viel mehr mit den Menschen ins Gespräch", erzählt er. Doch viele kommen, um selbst zur Ruhe zu finden. "Wenn sie dann in der Bank sitzen und beten oder meditieren, ist das in Ordnung."

Friedrich Welter hat inzwischen ein Gespür dafür, ob jemand die Stille oder das Gespräch sucht. "Manchmal merkt man, ob jemand sprechen will." Auch die 10-Minuten-Andacht, die jeden Donnerstag um 18 Uhr stattfindet, wird von den Mitgliedern des Offene-Kirche-Teams gehalten.

Zweimal im Monat schließt Friedrich Welter die Kirchentüren auf. "Manchmal springe ich auch für jemanden ein." Das ist besonders während der Sommerzeit häufiger der Fall, denn dann sind von dem ehedem schon kleinen Team noch viele in Urlaub. "Dann wird es natürlich eng", erklärt er. Aber es sei schwer, Leute für diesen Dienst zu gewinnen. Dabei ist es das Team "Offene Kirche", das die Auszeichnung der Citykirche mit dem Signet "Verlässlich geöffnete Kirche", das deutschlandweit auf regelmäßig offene Kirchen hinweist, erst möglich gemacht hat. "Wir haben einen guten Kontakt untereinander", erzählt Friedrich Welter. So macht das Team auch gemeinschaftliche Ausflüge, wie in die Citykirche nach Düsseldorf oder geht gemeinsam essen.

Friedrich Welter freut sich jedenfalls, wenn Besucher in die Walder Kirche kommen. "Manchmal kommt gar keiner, manchmal sind es fünfzehn, sechzehn Leute." Das sei vollkommen unterschiedlich. Die Türen stehen in jedem Fall jedem offen.

(sue)
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