Solingen Ein musikalischer Ritt über den Bodensee

Solingen · Der Pianist Joseph Moog begeisterte im Konzertsaal mit der Burleske für Klavier und Orchester von Richard Strauss.

Ein wahrer Jubelsturm brach im Konzertsaal los. Kein Wunder: Der Pianist Joseph Moog legte mit der Burleske von Richard Strauss eine atemberaubende Leistung hin. Virtuosität und Fantasie gingen eine beglückende Beziehung ein. Und die famos spielenden Bergischen Symphoniker setzten da noch mehr aus ein i-Pünktchen drauf. Kein Wunder also, dass das Publikum am Dienstagabend beim 2. Philharmonischen Konzert ganz aus dem Häuschen war. Der junge Richard Strauss, keineswegs von einem Mangel an Selbstbewusstsein gequält, schrieb das Werk mit 21 Jahren. Mit diesem verkappten Klavierkonzert wollte er allen einmal zeigen, was er drauf hat. Eigentlich sollte das Werk von Hans von Bülow uraufgeführt werden. Der aber winkte entgeistert ab: "Glauben Sie, ich setze mich vier Wochen hin, um so ein widerhaariges Stück zu studieren?"

Von Widerhaarigkeit war in der plastischen Interpretation des 1987 in Ludwigshafen geborenen Pianisten aber nichts zu spüren. Im Gegenteil: Mit den Bergischen Symphonikern unter Leitung von Peter Kuhn wurde geradezu ein Feuerwerk abgebrannt. Mit dem markanten Paukenmotiv setzt das Werk ein, der sich wie ein roter Faden durchzieht. Dafür gab es auch Bravos für den sensibel spielenden Schlagzeuger. Besonders apart wirkten die Passagen zwischen Pianist und Schlagzeuger. In sanften Episoden, die fast wie frei wirkten, ließ Joseph Moog die Tasten perlen, um dann wieder beherzt wirbelnd zuzugreifen. Auch die Walzerabschnitte bekamen so schmelzende Wirkung. Zum Schluss lässt Strauss den Pianisten von diesem musikalischen Ritt über den Bodensee ein wenig ausruhen. Fast still verklang das Klavier und die Pauke schickte noch einen letzten Gruß hinterher. Mit einer heiter gelösten Zugabe von Scarlatti ließ Moog das Publikum wieder zu Atem kommen.

Ebenfalls in jugendlichen Jahren komponierte Hans Pfitzner 1888 sein Scherzo für Orchester - ebenfalls wie bei Strauss eine Visitenkarte in Sachen Können. Erwähnt sei aber auch, dass die beiden fast gleichaltrigen Komponisten sich in der Nazi-Zeit nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert haben. Davon ist hier aber noch nichts zu merken. Auch von der grantigen Verbittertheit des alten Pfitzners nicht. Kuhn und die Musiker setzten ganz auf die Durchsichtigkeit mit seinen vielen solistischen Gelegenheiten des Scherzos. Schwingende Streicher hoben sich von den tänzerischen Bläsern ab. Festlich und originell dargeboten, war das Stück eine echte Entdeckung. Einen alten Bekannten gab es nach der Pause mit Beethovens 8. Symphonie. Zwischen der tänzerischen 7. und der monumentalen 9. Symphonie führt das Werk aber immer noch ein wenig ein Schattendasein. Schon Beethovens Zeitgenossen konnten nichts rechtes damit anfangen. Zu ungewöhnlich, ja zu jugendlich frisch kommt des Meisters kürzeste Symphonie daher: heiter und aufgeknöpft und ganz ohne langsamen Satz. Fast noch im Tonfall der 7. Symphonie ließen Kuhn und die Musiker den ersten Satz beginnen, der dann erstaunliche Wendungen nimmt. Klar aufgebaut, stürmisch und doch gelassen kam der Satz mit seinen schönen Holzbläser Einwürfen daher, bevor er Anlauf zum Schluss nimmt. Vor dem lustig genommenen Finale stehen die wohl ungewöhnlichsten Sätze.

Das Allegretto scherzando wurde wörtlich genommen mit feiner Klanggestaltung und seinem zarten rhythmischen Impetus. Hier ist Beethovenscher Humor ebenso auf der Höhe wie im anschließenden Tempo die Menuetto. Fast schon wie ein Ländler ließ das Orchester die Musik tanzen.

Das 3. Philharmonische Konzert mit den Bergischen Symphonikern findet am 25. Oktober, 19.30 Uhr, im Konzertsaal statt.

(RP)
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