Ansichtssache Ein Kompromiss zwischen Ökologie und Ökonomie

Solingen · Nach der Vorlage des Gesamtgutachtens Ittertal sind nun Entscheidungen gefragt und nicht neuerliche Diskussionsrunden.

Das ehemalige Rasspe-Gelände in Stöcken liegt brach und soll nach dem Erwerb durch die Stadt beziehungsweise Wirtschaftsförderung entwickelt werden. Das kostet Zeit und Geld: Gut fünf Millionen Euro müssen für die Reaktivierung der 6,6 Hektar großen Industriebrache investiert werden, damit voraussichtlich ab 2018 dort Unternehmen angesiedelt werden können.

Ginge es allein nach Umwelt- und Naturschützern, dann sollten ohnehin nur Industriebrachen reaktiviert werden, um expandierenden Unternehmen Flächen anbieten zu können. Doch Brachen in dieser Größenordnung wie das alte Rasspe-Areal hat Solingen ansonsten nicht aufzuweisen. Eher kleinteilige Ecken, mit denen aber nicht der große Wurf gelingen kann.

Von daher müssen auch neue Flächen aktiviert und ausgewiesen werden. Daran führt kein Weg vorbei.

Bis die Grundstücke Baureife erlangen, vergehen zumeist etliche Jahre. Eine vorausschauende Flächenpolitik ist also kontinuierliche Aufgabe der Wirtschaftsförderung. Unter Abwägung aller Interessen sind hier stets Kompromisse zu finden, die einerseits wertvolle Naturräume nicht zupflastern, andererseits aber auch ökonomischen Belangen gerecht werden.

Das ist jetzt mit dem Gesamtgutachten Ittertal sehr gut gelungen. Von zwei Flächen (Buschfeld und Keusenhof) will sich die Stadt verabschieden. Bei Fürkeltrath II soll lediglich die Hälfte der möglichen neun Hektar großen Gewerbefläche "bewirtschaftet" werden.

Also nur die Grundstücke, die in Fürkeltrath derzeit schon der Wirtschaftsförderung gehören. Auch Piepersberg-West in Gräfrath bietet aus ökonomischer wie ökologischer Sicht günstige Voraussetzungen für die Weiterentwicklung zu Gewerbeflächen.

Das lang ersehnte Gesamtgutachten kommt jetzt in die politischen Gremien. Zunächst in den Planungsausschuss, es folgen Landschaftsbeirat und Bezirksvertretungen. Es bietet jedem eine hilfreiche Entscheidungsgrundlage. Über vier Jahre wurde kritisch und zum Teil oft auch ohne Kompromissbereitschaft diskutiert. Alle Fakten liegen nun aber auf dem Tisch. Sie in Frage zu stellen, um eine erneute Diskussionsrunde zu drehen, wäre unangemessen. Fest steht: Das Ittertal ist der meistuntersuchte Bereich im gesamten Stadtgebiet. Jetzt sind Entscheidungen fällig - entweder für oder aber gegen Gewerbeflächen.

(RP)
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