Was Nebenan Passiert Bezirk Gräfrath Ein dreifach begehrtes Grundstück

Solingen · Das Palliative Hospiz, das Klinikum und die Stiftung Botanischer Garten haben Interesse an Teilen des ehemaligen Betriebshof-Areals.

Die Liste der Interessenten für das Grundstück am Botanischen Garten, das die Stadt für 1 668 400 Euro verkaufen möchte, ist lang: Im Norden des Areals möchte das Palliative Hospiz einen eingeschossigen Neubau errichten; für die Mitte und den unteren Teil des Grundstücks sehen erste Konzeptideen des Klinikums ein sogenanntes Campusgelände vor, in dem Praxen oder auch Unterbringungsmöglichkeiten für Angehörige entstehen könnten.

Und für einen Bereich dazwischen, der unmittelbar an die Gewächshäuser grenzt, hat in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Gräfrath nun auch die Stiftung Botanischer Garten Interesse angemeldet. Ein Interesse, das die Gräfrather Bezirksvertreter ernst nehmen: Nur mit der Anmerkung, dass der Kauf zweier Gewächshäuser durch die Stiftung, die im ursprünglichen Plan abgerissen werden sollten, um zusätzliche Fläche für das Areal des Klinikums zu schaffen, als Alternative mitgeprüft werde, stimmten sie am Dienstagabend dem Beschluss zur Einleitung des Bauleitplanverfahrens mit frühzeitiger Öffentlichkeitsbeteiligung zu.

Für die Stadt geht es bei dem Verkauf darum, die räumliche Zentralisierung von Betriebshöfen der Technischen Betriebe Solingen (TBS) am Standort Dültgenstaler Straße, die vor rund fünf Jahren beschlossen wurde, abzuschließen; dazu gehört auch der Verkauf von Flächen, die nun nicht mehr benötigt werden, wie der aufgegebene Betriebshof an der ehemaligen Stadtgärtnerei im Botanischen Garten. Zugleich sollen der Verkaufserlös und die Einsparungen in Höhe von rund 450 000 Euro jährlich zur Haushaltskonsolidierung beitragen. Der denkmalgeschützte Botanische Garten, betont Karl-Heinz Schmidt, Leiter des Stadtdienstes Planung, bliebe von den Neubauten abgegrenzt, auch Tropenhaus und Gewächshäuser der Stiftung sowie das Gärtnerei-Gebäude blieben erhalten.

Für das Klinikum, erläuterte Schmidt, biete sich durch die Maßnahmen die "auf lange Sicht einzige wirklich erkennbare Erweiterungsmöglichkeit". Der Verein Palliatives Hospiz Solingen indes würde sich mit dem Neubau mit zehn Betten für schwerstkranke und sterbende Menschen einem lang gehegten Wunsch erfüllen "Wir sind nach wie vor überzeugt, dass dieser Grund und Boden eine große Bereicherung sein wird", so Angelika Rudzio vom Verein.

Für die Stiftung Botanischer Garten indes, erläuterte Matthias Nitsche, stellvertretender Vorsitzender, gehe es um nicht weniger als eine Überlebenschance. Denn der Stiftung würden durch den eigentlich geplanten Abriss zweier Gewächshäuser, die hinter den für die Öffentlichkeit zugänglichen Schauhäusern liegen, nicht nur hohe Kosten entstehen, unter anderem weil Leitungen verlegt und Trennwände neu gezogen werden müssten. "Die aktuellen Pläne würden das Aus für einen Großteil der Bepflanzung bedeuten, weil wir im Winter keine Möglichkeit hätten, sie unterzubringen." Das für den Abriss vorgesehene Gewächshaus 1 wäre dafür optimal, während Gewächshaus 2 als Wärmehaus genutzt werden könnte. "Es geht uns darum, dass wir die Chance bekommen, die Gewächshäuser zu erwerben. Mit der Bebauung könnten wir leben, Ausweichmöglichkeiten sind für uns jedoch existenziell", so Nitsche.

Sie seien, sagt Stadtplaner Schmidt, am Anfang des Verfahrens. "Bis zur Auslegung muss geklärt sein, ob es einen Kompromiss gibt." In der kommenden Woche wird der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität ebenfalls einen Beschluss zu dem Thema fassen.

(mxh)
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