Kieserling-/Omega-Gelände in Solingen Ein Biotop für "neue Kotten"

Solingen · Vier Planungsbüros stellten ihre überarbeiteten Vorschläge für das Kieserling- und das Omega-Grundstück vor. Sie werden auf der Gewerbe-Immobilienmesse Expo Real in München gezeigt.

 Bis zum 15. Dezember haben die vier am Ideenwettbewerb beteiligten Planungsbüros - hier ein Entwurf von Astoc - noch Zeit, ihre Vorstellungen zu konkretisieren.

Bis zum 15. Dezember haben die vier am Ideenwettbewerb beteiligten Planungsbüros - hier ein Entwurf von Astoc - noch Zeit, ihre Vorstellungen zu konkretisieren.

Foto: astoc

Was braucht man, um das kombinierte Kieserling-/Omega-Gelände zum Leben zu erwecken? Vielleicht die Distanz eines Schweizers - gepaart mit der Ausdauer eines Gärtners, der Geduld eines Priesters und dem Vermarktungsgeschick eines Kleinunternehmers, wie Markus Schaefer aus Zürich es auf den Punkt brachte. Seine nüchterne Analyse: "In Solingen bietet Zentralität wenig Vorteile." Hosoya Schaefer Architects schlägt deshalb eine "Arche in der Stadt" vor: "Als Biotop vieler kleiner Nutzer hat das Areal eine Zukunft."

Die wurde am Montagabend beim Zwischenkolloquium des städtebaulichen Wettbewerbs besprochen. In der heißen, aber gut besuchten Halle 11 des heutigen Evertz-Geländes präsentierten vier Architektur- und Stadtplanungsbüros ihre überarbeiteten Vorschläge. Anschließend nahmen die Planer in ihren Kojen Vorschläge der Zuhörer entgegen, auch die von Vertretern möglicher Investoren. Sie wurden außerdem zur Gewerbeimmobilienmesse Expo Real eingeladen. In München will die Stadt im nächsten Monat das "wichtige Scharniergrundstück" (Stadtdirektor Hoferichter) zwischen Südpark und Innenstadt vorstellen.

 Vier geladene Büros nehmen am Wettbewerb teil. Hier ein Entwurf des Züricher Architekten-Büros Hosoya Schaefer - inklusive Hotel. Vier geladene Büros nehmen am Wettbewerb teil. Hier ein Entwurf des Züricher Architekten-Büros Hosoya Schaefer - inklusive Hotel.

Vier geladene Büros nehmen am Wettbewerb teil. Hier ein Entwurf des Züricher Architekten-Büros Hosoya Schaefer - inklusive Hotel. Vier geladene Büros nehmen am Wettbewerb teil. Hier ein Entwurf des Züricher Architekten-Büros Hosoya Schaefer - inklusive Hotel.

Foto: ppas

Mehrere Jahre wird es dauern, bis die ersten Bagger zu sehen sind. Hoferichter: "Beim Städtebau braucht man schon einen längeren Atem." "Nicht zu viel zu wollen, was nicht funktioniert", mahnte Markus Schaefer. Prof. Franz Pesch (Pesch Partner, Dortmund) nannte es die "Leidenschaft für das Mögliche". So sei Halle 11 zwar ein schöner Ort für Konzerte, wie der Umbau anderer Industrieimmobilien gezeigt habe. In ihnen stecke aber "unheimlich viel Staatsknete". Realistischer sei eine Kletterhalle, ergänzt um einen Turm, der das Bild prägen könnte.

Alle Planer sehen weiter ein gemischt genutztes Gebiet vor, in dem die Gewerbeflächen nicht unbedingt dominieren. Die einen sprechen von "neuen Kotten" und einem "Inkubator für die Zukunft", wie Holger Hoffschröer (Reicher Haase, Aachen), der auch "eine Art von Kreislaufsystem" bei der Energienutzung vorschlug.

 Wohnen, Kinderkulturzentrum, Kletterhalle und auch ein Hotel sieht der Entwurf von Pesch Partner Architekten vor.

Wohnen, Kinderkulturzentrum, Kletterhalle und auch ein Hotel sieht der Entwurf von Pesch Partner Architekten vor.

Foto: ppas

Die anderen können sich eine "Art Schaufenster mit Modellanlagen" vorstellen, wie Prof. Oliver Hall (Astoc, Köln). Es soll Raum für Bildung und Forschung, für Kultur und Sport geben. Und nicht zuletzt für ein Hotel und fürs Wohnen - ob als Loft in einer aufgestockten Halle oder in großen Neubauten. Das sei schon wegen der "Marktfähigkeit" wichtig, unterstrich Markus Schaefer. Stadt, Wirtschaftsförderung und die Evertz-Gruppe hatten in der Ausschreibung nur eine "untergeordnete Wohnnutzung" vorgesehen. Einzelhandel und Vergnügungsstätten waren ganz ausgeschlossen worden.

Alle Teilnehmer am Wettbewerb wollen einige Hallen niederlegen und ein neues Wegenetz schaffen - zum Teil mit einer öffentlichen Passage durch die Musikschule. Die Büros planen so, dass einzelne Bereiche nach und nach bebaut oder saniert werden können. Alle denken weiter über die eigentlich zu bebauende Fläche hinaus, machen Vorschläge für angrenzende Grundstücke wie etwa die Fläche des Möbelhauses. Das, bekräftigte der Stadtdirektor, will aber am Ort bleiben. Die Entwürfe werden von einer Jury bewertet. Einen ersten "wirtschaftlichen Stresstest", so Jury-Vorsitzender Prof. Kunibert Wachten, wird es schon bei der Expo Real geben.

Das letzte öffentliche Kolloquium findet am 15. Dezember statt. Dann spricht auch die Jury ihre Empfehlung aus. Der erste Preis ist mit 8000 Euro dotiert, für die Plätze zwei bis vier gibt es 5000, 4000 und 2000 Euro. Jedes Büro erhielt außerdem eine Aufwandsentschädigung von 8760 Euro plus Reise- und Übernachtungskosten. Nach Abschluss des Verfahrens werden die Wettbewerbsarbeiten 30 Tage lang ausgestellt.

(flm)
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