Serie 24 Stunden - 24 Menschen Ein Arbeitstag mit 20.000 Schritten

Solingen · Als Chefin vom Dienst ist Jessika Küchmann Ansprechpartnerin für Kunden und Mitarbeiter im Kaufland an der Friedenstraße. In der letzten Stunde vor Ladenschluss ist in dem Supermarkt allerhand zu tun.

 Kurz vor Feierabend muss Jessika Küchmann noch Bestellungen aufgeben. Pflaster beispielsweise seien in der Urlaubszeit stark nachgefragt. "Es ist elementar, dass wir uns darauf einstellen, was die Kunden zu welcher Jahreszeit brauchen", sagt die 26-Jährige.

Kurz vor Feierabend muss Jessika Küchmann noch Bestellungen aufgeben. Pflaster beispielsweise seien in der Urlaubszeit stark nachgefragt. "Es ist elementar, dass wir uns darauf einstellen, was die Kunden zu welcher Jahreszeit brauchen", sagt die 26-Jährige.

Foto: Stephan Köhlen

Jessika Küchmann entgeht nichts: Die Wassermelone, die zwischen den Äpfeln liegt und die sie sofort in den richtigen Korb sortiert; der Pappfetzen, den sie aufhebt und wegwirft; die Sektflasche, die neben dem Regal steht und die sie gleich wieder an ihren Platz stellt. Es ist gerade 21 Uhr und Jessika Küchmann, an diesem Abend Chefin vom Dienst im Kaufland an der Friedenstraße und damit Ansprechpartnerin für den ganzen Markt, ist auf ihrem abendlichen Rundgang. "Ich gehe einmal komplett durch den Markt und schaue, wie es in welchen Bereichen aussieht, dass nichts rumliegt oder im Weg steht, sehe nach, wo Unterstützung benötigt wird", erzählt die 26-Jährige.

Sie macht große, schnelle Schritte, etwa 20 000 an einem normalen Arbeitstag. Sie hat das mal gemessen. Vorbei an den Brotregalen und zwei beladenen Paletten, die davor abgestellt sind. "Wir arbeiten mit Frühverräumungsschicht", sagt die gebürtige Remscheiderin, die mittlerweile in Solingen lebt. Bereits abends werden die Waren aus dem Lager in den Verkaufsraum gebracht, die am Morgen ab 6 Uhr einsortiert werden sollen. "So schaffen wir Platz für die Lieferungen, die am Abend kommen." Zum Wochenende sind das zwischen 100 und 150 Paletten, rund 30 davon Obst und Gemüse. "Wir bekommen täglich Lieferungen", sagt Küchmann, gelernte Einzelhandelskauffrau und seit fünf Jahren bei Kaufland, mittlerweile als Erstkraft und Chef vom Dienst. "Nur Haushalts- und Gartenartikel kommen etwa ein bis zwei mal wöchentlich."

 Das Ein- und Ausräumen von Waren ist eine der Hauptaufgaben der Kaufland Mitarbeiter in der letzten Stunde vor Ladenschluss.

Das Ein- und Ausräumen von Waren ist eine der Hauptaufgaben der Kaufland Mitarbeiter in der letzten Stunde vor Ladenschluss.

Foto: Stephan Köhlen (teph)

Das Ein- und Ausräumen von Waren ist das Hauptaugenmerk im Kaufland in der letzten Stunde vor Ladenschluss, erzählt die junge Frau, während sie ihren Rundgang, vorbei an Käse, Fleisch und Wurst, an Süßigkeiten und Getränken, fast abgeschlossen hat. Eigentlich wartet sie seit 21 Uhr auf eine Lieferung Obst und Gemüse, doch der Lkw steht im Stau. Jessika Küchmann weiß schon jetzt, dass es ein langer Abend werden wird.

Doch vorerst hat sie ohnehin noch einiges zu tun: Das Telefon an ihrem Gürtel klingelt, der Kollege in der Obst- und Gemüse-Abteilung will die Rabatte für den Abend absprechen. Auf 38 Cent pro Packung, damit 70 Prozent billiger, legt Küchmann den Preis für die Champignons fest. "Wir haben täglich eine Liste mit Produkten, die noch raus müssen. Die Preise legen wir danach fest, wie die Ware aussieht." Viele Kunden wüssten um die Schnäppchen, die sich nach 21 Uhr machen ließen: Sie kommen ganz gezielt um die Uhrzeit. Ansonsten, hat Küchmann beobachtet, sind die späten Kunden ganz gemischt: "Im Sommer kommen auch noch Familien, viele vielleicht nach dem Freibadbesuch. Ansonsten sind es viele junge Paare und Singles", so Küchmann. Mehr als 4000 Kunden hat die Kasse allein an diesem Tag gezählt, dabei ist es erst Anfang der Woche. "Ab Mittwoch steigert es sich Richtung Wochenende immer mehr, Freitag und Samstag ist hier richtig was los."

Jessika Küchmann muss jetzt in die Drogerie-Abteilung, auf dem Weg dorthin bleibt sie kurz stehen, um ein paar Jugendliche zu beobachten, die in den Gängen Blödsinn machen. "Hätte ich jetzt nicht vorbeigeschaut, hätten sie mit der Wurst geschmissen", ärgert sie sich. "Das sind immer noch Lebensmittel, nichts womit man spielen sollte." Als die jungen Leute weiterziehen, setzt auch Jessika Küchmann ihren Weg fort. Unweit der Kassen liegt die Drogerie-Abteilung, für sie ist die 26-Jährige zuständig. "Wir haben hier in den nächsten Tagen eine große Aktion, dafür muss ich noch Ware bestellen", erklärt sie. Das Gerät in ihrer Hand ist kleiner als ein Kartenlesegerät, damit kann sie die Artikelnummern scannen, sieht Bestände, anstehende Lieferungen und rausgegangene Bestellungen. Ein rotes Licht leuchtet auf, als das Gerät Deoroller und Duschgels erfasst, Produkte die bei Sommerwetter besonders gut verkauft werden, in Sekunden ist die Bestellung über WLAN raus. Auch Pflaster muss Jessika Küchmann nachordern, wichtig in der Urlaubszeit. "Es ist elementar, dass wir uns darauf einstellen, was die Kunden zu welcher Jahreszeit brauchen." Jessika Küchmann, das merkt man ihr an, macht ihren Job gerne. "Das Kaufmännische reizt mich, aber vor allem mag ich den Kontakt mit Kunden und Mitarbeitern. Ich bin ein Mensch, der mit Menschen sein muss", sagt sie. Außerdem sei der Beruf sehr vielseitig.

Mittlerweile ist es kurz vor Zehn, die letzten Kunden stehen an der Kasse. Und Jessika Küchmann hofft, dass der Lastwagen mit dem Obst und Gemüse nun bald ankommt.

(RP)
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