Solingen Ehrung für einen mutigen Lebensretter

Solingen · Florian Ring rettete vor über einem Jahr einen körperbehinderten Anwalt aus dessen brennender Kanzlei in Erkrath. Dabei riskierte der Solinger schwere Verletzungen und sein Leben. Dafür erhielt er die NRW-Rettungsmedaille.

 Der heldenhafte Retter Florian Ring nimmt die Auszeichnung von Ministerin Sylvia Löhrmann entgegen.

Der heldenhafte Retter Florian Ring nimmt die Auszeichnung von Ministerin Sylvia Löhrmann entgegen.

Foto: Roberto Pfeil

Florian Ring ist einer, der für andere sein Leben riskiert. Er ist aber keiner, der das an die große Glocke hängt. Der IT-Experte bekam jetzt von Schulministerin Sylvia Löhrmann in Vertretung der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen überreicht. Mutig hatte der Solinger, der in Hochdahl arbeitet, am 28. Februar des vergangenen Jahres einen körperbehinderten Anwalt im Rollstuhl aus dessen brennender Kanzlei am Neuenhausplatz gerettet, nachdem ein Amokläufer auf ihn geschossen hatte. Für die Anwaltsgehilfin kam jede Hilfe zu spät. Sie war an ihrem Arbeitsplatz erschossen worden.

Vielen Erkrathern wird der verhängnisvolle Tag des 28. Februars 2014 nicht mehr aus dem Gedächtnis gehen. Auch Florian Ring hat sich das Geschehen ins Gedächtnis gebrannt: Wegen eines verlorenen Gerichtsverfahrens läuft ein Mann Amok. Er fühlt sich von seinen Rechtsanwälten ungerecht behandelt und will sich rächen. In einer Düsseldorfer Anwaltskanzlei ersticht er eine Anwältin und ihren Kollegen, legt Feuer und flüchtet. In Erkrath setzt er seinen Amoklauf fort. Um die Mittagszeit betritt der Mann mit einer Pistole und einem mit Benzin gefüllten Kanister die Kanzleiräume seines ehemaligen Rechtsanwalts in Unterfeldhaus. Er schießt ohne Vorwarnung auf die Rechtsanwaltsgehilfin, die zusammenbricht. Der zweite Schuss trifft den Anwalt im Rollstuhl. Der Täter schüttet Benzin in allen Räumen aus und legt ein Feuer. Die Tür zieht er hinter sich ins Schloss und überlässt die Verletzten ihrem Schicksal.

Das Protokoll des dreistündigen Rachefeldzugs
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Foto: dpa, jps fdt

Florian Ring, der in der Etage unter der Anwaltskanzlei bei einer Softwarefirma arbeitet, hört zunächst Schüsse. Seine Kollegin nimmt Hilferufe wahr. Ring läuft durch das Treppenhaus in die obere Etage. Rauch schlägt ihm durch die verschlossene Eingangstür entgegen. Er ruft seiner Kollegin zu, die Rettungskräfte zu informieren und zerschlägt mit einem Feuerlöscher die Glasscheibe der Eingangstür. Er zieht die von innen vor der Tür liegende reglose Frau behutsam ins Treppenhaus, ehe er sich in die brennende Anwaltskanzlei durchkämpft und dem schwer verletzten Rechtsanwalt hilft, mit seinem Rollstuhl selbst in den Aufzug zu fahren.

Bluttat in Erkrath - Frau stirbt
20 Bilder

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Anschließend warnt Ring weitere Personen in dem Bürogebäude vor dem Feuer. Dann läuft er ins Erdgeschoss und fährt den verletzten Rechtsanwalt mit dessen Rollstuhl aus dem Aufzug vor das Haus. Er eilt erneut in die brennende Etage, um die angeschossene und noch im Flur liegende Frau in die Tiefgarage zu bringen. Die dort inzwischen eingetroffenen Rettungskräfte versorgen den schwer verletzten Rechtsanwalt, der ins Krankenhaus kommt. Die Rechtsanwaltsgehilfin ist tot. Viel Aufhebens mag der mutige Mann aus Solingen um seine Tat nicht machen. Dennoch macht die Auszeichnung ihn stolz. Die Stadt Erkrath hatte ihn für die Medaille vorgeschlagen.

In einer Feierstunde in Köln dankte die Ministerin Ring und sieben weiteren Rettern für ihren Einsatz: "Mit der Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen ehren wir Persönlichkeiten, die außergewöhnlichen Mut bewiesen und unter Gefahr für sich selbst das Leben anderer Menschen gerettet haben. Sie sind wirkliche Helden und Vorbilder für uns alle", sagte sie. "Ohne seine Hilfe wäre der Mann in den brennenden Räumen gestorben. Dabei setzte sich Florian Ring Lebensgefahr aus. Er wurde mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung und wegen verletzter Hand ins Krankenhaus eingeliefert, das er nach einigen Stunden wieder verlassen konnte. Ihm verleiht das Land NRW die Rettungsmedaille." Der Täter wurde damals noch am selben Tag gefasst und ist inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

(RP)
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