Solingen E-Learning: Mathe pauken am Computer

Solingen · Mit ruhiger Stimme erklärt Dr. Anselm Knebusch in dem rund sechs Minuten langen Video die mathematischen Gleichungen: Formeln und Kurven zu Exponentialfunktionen erscheinen auf dem Bildschirm, über weitere Menüpunkte geht es zu ergänzenden Materialien, Zusammenfassungen des Themas und Übungsaufgaben.

 Mit der Plattform "GSS-Tutor", die Dr. Anselm Knebusch, Lehrer am Gymnasium Schwertstraße, entwickelt hat, sollen Schüler künftig individueller gefördert werden können.

Mit der Plattform "GSS-Tutor", die Dr. Anselm Knebusch, Lehrer am Gymnasium Schwertstraße, entwickelt hat, sollen Schüler künftig individueller gefördert werden können.

Foto: Köhlen

Mit der E-Learning-Plattform "GSS-Tutor", die Knebusch, am Gymnasium Schwertstraße Lehrer für Mathematik, Physik und Informatik, initiiert und entwickelt hat, beginnt an der Schule eine neue Form des Lernens: "Die Plattform zielt darauf ab, dass die Schüler die Grundkompetenzen für sich trainieren können, während der Unterricht das Weiterführende liefert", erläutert der 36-Jährige. So bliebe mehr Zeit, um im Unterricht auf Schülerbedürfnisse eingehen zu können - sowohl auf die von schwächeren als auch von stärkeren Schülern. "Man gewinnt Raum für individuellen Unterricht", sagt der Lehrer.

Rund zwei Jahre und etliche Stunden hat er an der Plattform gearbeitet, die Programmierung hat schließlich ein Profi übernommen. Mehr als fünf Stunden Videos, Zusammenfassungen und Aufgaben zur Mathematik in der Oberstufe können bisher von den rund 300 Oberstufen-Schülern genutzt werden. Doch dabei soll es nicht bleiben: Geplant ist sowohl die Ausweitung auf andere Fächer als auch die Nutzung durch Schüler aller Jahrgangsstufen.

"Wir haben derzeit eine französische Fremdsprachenassistentin an der Schule, mit deren Hilfe nun Tonmaterial zum Fach Französisch aufgezeichnet werden soll", sagt Schulleiter Klaus Blasberg. Beispielsweise Sprach- und Hörverstehensübungen könnten so über die Plattform abgerufen werden.

Dabei können die Schüler in ganz unterschiedlichen Situationen vom Online-Lernen profitieren: Als Vorbereitung auf den Unterricht Zuhause oder bei den Hausaufgaben genauso wie im Unterricht. Aber auch für Schüler, die ein Schuljahr im Ausland verbringen oder aufgrund von Krankheit etwas nachzuarbeiten haben, bietet sich die Plattform an.

"In Zeiten von Youtube entspringt das Lernen mit Videos ganz stark auch der Lebensrealität der Schüler", weiß Mathe-Lehrer Knebusch. Und habe, ergänzt Schulleiter Blasberg, den deutlichen Vorteil, dass es sich an die Lerngeschwindigkeit der Schüler anpassen lasse. "Die Schüler können die Videos mehrmals gucken, bei Unklarheiten beispielsweise noch einmal zurückgehen."

Eine erste Evaluation unter 25 Oberstufen-Schülern hat zu guten Ergebnissen geführt: Bei rund drei Vierteln der Schüler ließ sich ein guter Lernzuwachs belegen. "Die Ergebnisse eines Tests, den wir durchgeführt haben, waren hervorragend", so Knebusch. In einem nächsten Projektschritt soll nun eingerichtet werden, dass über das System auch Multiple-Choice-Aufgaben erzeugt werden können, so dass die Schüler ihren Lernerfolg direkt prüfen können. "Ich glaube, dass wir beim E-Learning, das im schulischen Bereich noch relativ neu ist, vor einem Zeitenumbruch stehen", ist Knebusch überzeugt.

Auch Schulleiter Klaus Blasberg steht voll und ganz hinter dem Projekt. Die rund 3000 Euro, die für den Aufbau der Plattform notwendig waren, konnten über Sponsoren finanziert werden. "Ich halte dieses Projekt für absolut zukunftsträchtig und bin überzeugt, dass das Geld gut investiert ist - vor allem vor dem Hintergrund, dass wir das System jetzt, wo das Grundgerüst steht, relativ einfach auch auf andere Fächer ausweiten können."

(mxh)
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